OZG wird runderneuert

27. Januar 2023 19:26 Uhr  |  Dr. Ulrich Kampffmeyer  |  Permalink


Die bisherige Umsetzung des OZG Onlinezugangsgesetzes war ein Flop. Kein Termin gehalten und die Qualität und Nutzbarkeit der Software auf dem zentralen Portal grottenschlecht. Hierüber hatten wir vor einigen Monaten bereits berichtet: http://bit.ly/3T6GCAS. Das OZG steht mustergültig für das Versagen Deutschlands bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung – erstickt von Bürokratie und zerfleddert durch den Föderalismus.

Nun wird das OZG neu gestaltet. Am 20.01.2023 wurde vom BMI ein Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Onlinezugangsgesetzes (OZG-Änderungsgesetz – OZG-ÄndG) – veröffentlicht: http://bit.ly/40hdCuh. Darin wird anerkannt, dass es bisher nur mehr schlecht-als-recht mit dem OZG vorangegangen ist. Eigentlich sollte das Portal zur Bereitstellung der Dienste nach OZG bereits Ende 2022 fertig sein.

Gleich die erste Maßnahme „ist der Hammer“: „Streichung OZG-Umsetzungsfrist zugunsten einer noch zu regelnden Schwerpunktsetzung und begleitenden Evaluierung, §§ 1a, 12 OZG„. Damit wird es nie wieder Verzögerungen in der Bereitstellung von Diensten geben, da einfach alle End-Termine gestrichen werden.

Das OZG-ÄndG (… wieder so eine kryptische Bezeichnung) sieht ferner folgende Änderungen am ursprünglichen OZG vor:

  • Bund stellt zentrale Basisdienste bereit und ersetzt damit landeseigene Entwicklungen für Bürgerkonto und Postfach, §§ 3, 13 OZG
  • Regelung zum Verwaltungsverfahrensrecht für die OZG-Umsetzung zur einfachen und einheitlichen elektronischen Ersetzung der Schriftform, zudem Einführung eines qualifizierten elektronischen Siegels, § 9a OZG
  • Stärkere Berücksichtigung der Belange der Kommunen, §§ 1, 1a OZG
  • Das einheitliche Organisationskonto erhält Rechtssicherheit und wird verbindlich, § 3 Absatz 2, 3 OZG
  • Bereitstellung eines einheitlichen Supports, § 3a OZG
  • Datenschutzregelungen für EfA-Antragsassistenten, §§ 2, 8a OZG
  • Regelung des Once-Only-Prinzips durch eine Generalklausel, §§ 5, 5a EGovG
  • Verbindlichkeit der Nutzerfreundlichkeit und Barrierefreiheit, § 7 OZG, § 16 EGovG

Der Referentenentwurf stellt nüchtern zu den Änderungen fest: „Alternative: Keine„.

Einiges sollte noch hervorgehoben werden:

Die Autoren haben eIDAS gelesen und so zieht das elektronische Siegel in die Verwaltung ein. Die Schriftform entsprechend BGB §126 bezieht sich im OZG-ÄndG besonders auf die Kommunikation mit den Bürgern und Unternehmen. Was intern genutzt werden soll, ist weiterhin schwammig.

Mit der Once-Only-Regelung soll dem Wildwuchs der Entwicklungen vorgebeugt werden. Ob dies sich umsetzen lässt, „steht in den Sternen“.

Zuguterletzt wird auf die Benutzerfreundlichkeit abgehoben. Wird auch Zeit. Maßgabe soll die allerdings etwas seltsame „Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung“ sein.

Sieht man den Text durch, so finden sich noch weitere Änderungen und Ergänzungen von Bedeutung. So wurde der Geltungsbereich für das OZG festgeschrieben und dabei erweitert: „Dieses Gesetz gilt für die öffentlichen Stellen 1. des Bundes, der bundesunmittelbaren Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts; 2. der Länder, einschließlich der Gemeinden und Gemeindeverbände sowie der sonstigen der Aufsicht des Landes unterstehenden juristischen Personen des öffentlichen Rechts.
Behörde im Sinne dieses Gesetzes ist jede Stelle, die Aufgaben der öffentlichen Verwaltung wahrnimmt.

Neben Nutzerkontos für Einzelpersonen, sprich „Bürger-Konto“, gibt es jetzt auch das „Organisationskonto“ für Unternehmen. Über das „Bürger-Konto“ soll auch die Authentifizierung erfolgen und mit dem Postfach die Kommunikation zu Verwaltungsdienstleistungen ermöglicht werden (ein Neuanlauf nach dem Scheitern von De-Mail).

Das OZG-ÄndG zieht auch eine Reihe von Änderungen und Ergänzungen in anderen Gesetzen nach sich, so im E-Government-Gesetz und IT-Netzgesetz, Auf das IT-Netzgesetz bezieht sich der größte Textanteil des Dokumentes. Insgesamt sind es 50 Seiten Verwaltungsdeutsch und Quer-Referenzierungen im Referenten-Entwurf, die umgesetzt werden wollen.

Fraglich bleibt in jedem Fall, ob diese Änderungen ausreichend sind, die Themen E-Government und Digitalisierung ernsthaft voranzubringen. Es sieht ein wenig aus wie „weiter wie bisher“ ohne Termin-Deadlines. Ich habe keine große Hoffnung, dass es durch das OZG-ÄndG besser wird.


Translation by Deepl.com


OZG is retreaded

The previous implementation of the OZG Online Access Act (OZG Onlinezugangsgesetz) was a flop. No deadline was met and the quality and usability of the software on the central portal was abysmal. We reported on this a few months ago: http://bit.ly/3T6GCAS. The OZG exemplifies Germany’s failure to digitize public administration – choked by bureaucracy and tattered by federalism.

Now the OZG is being redesigned. On 20.01.2023 a draft of a law for the change of the online access law (OZG-Änderungsgesetz – OZG-ÄndG) – was published by the BMI: http://bit.ly/40hdCuh. In it it is acknowledged that so far it has only gone ahead more badly than right with the OZG. Actually, the portal for the provision of services according to OZG should already be ready by the end of 2022.

The very first measure „is the hammer“: „Deletion of the OZG implementation period in favour of a still to be regulated priority setting and accompanying evaluation, §§ 1a, 12 OZG„. This means that there will never again be delays in the provision of services, as all end dates are simply deleted.

The OZG Amendment Act (OZG-ÄndG … another cryptic name) also provides for the following changes to the original OZG:

  • Federal government provides central basic services and thus replaces state-owned developments for citizens‘ account and post office box, §§ 3, 13 OZG
  • Regulation on administrative procedure law for OZG implementation for simple and uniform electronic replacement of written form, also introduction of qualified electronic seal, § 9a OZG
  • Greater consideration of the interests of local authorities, §§ 1, 1a OZG
  • The unified organizational account obtains legal certainty and becomes binding, § 3 paragraph 2, 3 OZG
  • Provision of uniform support, § 3a OZG
  • Data protection regulations for EfA application assistants, §§ 2, 8a OZG
  • Regulation of the once-only principle by means of a general clause, §§ 5, 5a EGovG
  • Binding nature of user-friendliness and accessibility, § 7 OZG, § 16 EGovG„.

The draft bill soberly states of the changes, „Alternative: None.

A few things should be pointed out:

The authors have read eIDAS and so the electronic seal moves into the administration. The written form according to BGB §126 refers in the OZG-ÄndG especially to the communication with citizens and companies. What is to be used internally is still vague.

The once-only rule is intended to prevent the proliferation of developments. Whether this can be implemented „is written in the stars“.

Last but not least, the user-friendliness is emphasized. It’s about time. The somewhat strange „Barrier-free Information Technology Ordinance“ (Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung) is supposed to be the standard.

If you look through the text, you will find further changes and additions of importance. For example, the scope of application for the OZG was specified and expanded: „This Act applies to the public bodies of 1. the Federal Government, the federally independent corporations, institutions and foundations under public law; 2. the Länder, including the municipalities and associations of municipalities as well as other legal persons under public law subject to the supervision of the Land.
For the purposes of this Act, an authority is any body that performs public administration tasks.

In addition to user accounts for individuals, i.e. „citizen accounts,“ there is now also an „organization account“ for companies. The „citizen account“ is also to be used for authentication, and the P.O. box is to enable communication on administrative services (a new start after the failure of De-Mail).

The OZG Amendment Act also brings a number of changes and additions to other laws, such as the E-Government Act and the IT Network Act. The IT Network Act makes up the largest text section of the document. In total, the draft bill contains 50 pages of administrative German and cross-references that must be implemented.

In any case, it remains questionable whether these changes are sufficient to seriously advance the topics of e-government and digitisation. It looks a bit like „business as usual“ without deadlines. I don’t have much hope that things will get better with the OZG Amendment Act OZG-ÄndG.

Dr. Ulrich Kampffmeyer

Curriculum auf Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Kampffmeyer

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