Digitalisierung in Deutschland 2022
3. März 2022 17:39 Uhr | Dr. Ulrich Kampffmeyer | Permalink
Wie jedes Jahr hat die Initiative D21 wieder einen ausführlichen Bericht zum Stand der digitalen Transformation in Deutschland, den Digital Index, (und bereits im Oktober vergangenen Jahres zum E-Government in Deutschland, Österreich und der Schweiz) veröffentlicht. Die Ergebnisse der Studien aus dem Vorjahr haben wir hier kommentiert und verlinkt.
D21 Digital Index 2021/2022
Der diesjährige Digital Index wurde am 23. Februar veröffentlicht. Die Studie D21 Digital Index 20221/2022 und die dazugehörige Sammlung der Grafiken aus der Studie gibt es im registrierungs- und kostenfreien Download. Die Ergebnisse sind weiterhin ernüchternd.
Neu ist die Aufteilung der Ergebnisse nach Generationen und nicht mehr nach Alter der Befragten. Ein Schwerpunkt der Studie war das Thema „Nachhaltigkeit“.
Fünf Themen werden in der Studie betrachtet: Digitale Nachhaltigkeit (kann sich „keiner“ was richtiges drunter vorstellen); Digital Teilhabe (wie bisher spielen Alter und Bildung die entscheidende Rolle), Digital Skills Gap (ähnlich wie die Digitale Teilhabe); Demokratie und Zusammenhalt (Desinformation ist schwer erkennbar und stellt eine Gefahr dar) und Digitalisierungsgrad (hier ist eine geringe Steigerung zum Vorjahr zu verzeichnen).
EGovernment Monitor 2021
Der E-Government-Monitor stammt vom Oktober 2021. Der Monitor betrachtet die Entwicklung öffentlicher Dienste in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Vergleich. Er zeichnet für Deutschland ein ähnlich mäßiges Bild wie der Digital Index. Die Verwaltung in Deutschland ist weiterhin rückständig, die Nutzung digitaler Dienste stagniert und die Zufriedenheit sinkt weiter. Auch diese Studie und die dazugehörigen Auswertungsgrafiken gibt es im kosten- und registrierungsfreien Download.
Die zentralen Ergebnisse zum E-Government 2021 für Deutschland:
- Die Digitalisierung des Staates geht nur schleppend voran und bleibt weit hinter den Entwicklungen in Wirtschaft und Privatleben zurück.
- Im erstmals vorgenommenen Bundesländervergleich zeigt sich, dass sich die Bewertung digitaler Verwaltungsleistungen deutlich zwischen den Bundesländern unterscheidet.
- Große Infrastrukturprojekte der Verwaltung wie die Behördennummer 115 aber auch der Online-Ausweis erreichen die BürgerInnen nicht.
- Viele BürgerInnen zeigen sich aber offen für gut funktionierende digitale Interaktion mit Behörden und für neue Technologien wie den Personalausweis auf dem Smartphone oder die elektronische Patientenakte.
Fazit
Es bleibt weiterhin viel zu tun. Wichtige Themen wie der Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur für Kommunikation und Internet tauchen in der Studie nur am Rande auf, stellen aber weiterhin ein Hindernis für die Digitalisierung dar. In der öffentlichen Verwaltung muss der föderale Klüngel aufhören und benutzerfreundliche zentrale Lösungen her. Allerdings kommt das Portal des Bundes auch nicht voran. Ebenso stagnieren die elektronische Patientenakte, der elektronische Ausweis und viele andere Vorhaben. Wie auch bei der Bundeswehr gilt es die Ausschreibungsverfahren zu straffen und wichtige, für ganz Deutschland relevante Themen auch zentral abzuhandeln. Nimmt man allein die neuen Regelungen der EU zur Schaffung eines digitalen Marktes in Europa, werden die Rückstände noch deutlicher. Auch wenn im Index der Wert der Digitalisierung Deutschlands gestiegen ist, ist die Gesamtentwicklung dennoch rückständig und für die deutsche Gesellschaft als führende Wirtschaftsnation in Europa unwürdig.