Stand der Digitalisierung in Deutschland

17. Mai 2021 13:25 Uhr  |  Dr. Ulrich Kampffmeyer  |  Permalink


Deutschland hinkt in Bezug auf das Thema Digitale Transformation den meisten Ländern hinterher. Dies wird leider durch Studien jedes Jahr neue bestätigt. Auch wenn hie-und-dar Verbesserungen sichtbar werden, so ist der Status immer noch unverändert: die Digitalisierung findet in Deutschland nur mit Verzögerung statt.

Zu den Studien des Frühjahrs gehören unter anderem der D21 Digital Index 2020/2021, der fünfte Monitor
Digitale Verwaltung des Normenkontrollrates und der Sachstand Digitalisierung des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages – um nur einige Studien zu nennen.

D21 Digital Index 2020/2021

Der Digital Index als jährliches Lagebild der Digitalen Gesellschaft in Deutschland seit 2013 wird von der Initiative D21 herausgegeben: https://bit.ly/34nD2dS. Gefördert wird die Studie durch das Bundeswirtschaftsministerium. Beteiligt sind wieder viele Unternehmen und Organisationen. Auf über 60 Seiten werden zahlreiche Grafiken und Auswertungsergebnisse der Erhebung präsentiert, die von Kantar durchgeführt wurde.

Die zentralen Ergebnisse der Studie werden wie folgt zusammengefasst:

Die ersten 30 Seiten der Studie beschäftigen sich mit dem „Digital Index“, der in diesem Jahr auf den Wert 60 verbessert hat. Die folgenden Kapitel beschäftigen sich mit 02 „Digitale Gesellschaft“, 03 „Digitales Arbeiten“, 04 „Digitaler Unterricht“ und 05 „Digitale Gesundheit“. Alle Grafiken der Studie sind sauber formatiert auch einzeln auf Flickr abrufbar. Das Home Office hat besonders durch die Corona-Pandemie an Verbreitung gewonnen. Fast könnte man meinen, ohne die Pandemie stünden wir in Bezug auf die Digitalisierung noch schlechter da.

Wesentliche Ergebnisse:

Zusammensetzung der Digitalen Gesellschaft: Weniger Digital Abseitsstehende als im vorigen Jahr, Digitale VorreiterInnen bilden weiterhin die größte Gruppe.

Internetnutzung: Internetnutzung steigt weiter. Spaltungen bleiben bestehen, nehmen aber tendenziell ab.

Wer von der Digitalisierung profitiert: Eine knappe Mehrheit glaubt, persönlich von der Digitalisierung zu profitieren. Hier bestehen deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Gruppen.

Digitales Arbeiten: Corona-Schub: Verdoppelung bei mobilem Arbeiten. Wunsch: Ab und zu Homeoffice und mehr als bislang, aber nicht ausschließlich. Höher Gebildete und Führungskräfte profitieren überproportional von der Digitalisierung am Arbeitsplatz.

Digitaler Unterricht: Zwei Drittel der Betroffenen mit Hürden beim Homeschooling; Hürden beim digitalen Unterricht eher organisatorisch als technisch. Alle Beteiligten am Lehrbetrieb halten Präsenzunterricht für unersetzlich. Breite Unterstützung für verpflichtende Fortbildungen der Lehrkräfte zu digitalen Lehrmitteln (78 %), gerade auch bei Lehrkräften. Mehrheit fürchtet, dass Corona Bildungsungerechtigkeit verstärken könnte.

Fazit

Es ist besser geworden, aber Deutschland ist gerade in Bezug auf Breitband-Internet, kostengünstige Mobilfunktarife, digitale Services der öffentlichen Verwaltung und digitalem Schulunterricht weiterhin auf Entwicklungsland-Niveau.

Monitor Digitale Verwaltung #5

Der Normenkontrollrat gibt einen jährlichen Bericht zum Stand der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung heraus. In diesem Jahr ist es bereits die fünfte Ausgabe: https://bit.ly/2ROGv2q. Die Studie hat über 20 Seiten Inhalt und eine Reihe von Grafiken. Ein wesentlicher Aspekt ist das OZG. Das Onlinezugangsgesetz verpflichtet Bund, Länder und Gemeinden, bis Ende des Jahres 2022 „ihre Verwaltungsleistungen auch elektronisch über Verwaltungsportale anzubieten“ und diese „mit-einander zu einem Portalverbund zu verknüpfen“. Bis 2023 muss dies für die wichtigsten Leistungen sogar europaweit geschehen (Single Digital Gateway Verordnung der EU). Zuletzt hat der Bund zusätzliche 3 Mrd. Euro für die Umsetzung des OZG bereitgestellt.

Die Kernbotschaften 2021 werden in der Studie wie folgt zusammengefasst:

  1. Außer Spesen, noch nicht viel gewesen. Die OZG-Umsetzung wechselt von der Aufwärmphase in die Leistungsphase. Jetzt wird sich zeigen, ob sich der gewählte Ansatz bewährt und wie schnell in der Fläche skaliert werden kann. Der Erfolg des OZG ist weiterhin ungewiss.
  2. Trotz positiver Entwicklungen ist die Nachhaltigkeit der gegenwärtigen OZG-Strategie fraglich. Die deutsche Verwaltungsdigitalisierung muss schnellstmöglich in Richtung industrieller Produktionsmuster weiterentwickelt werden. Dafür braucht es zusätzliche Strategiekapazitäten.
  3. Nutzerfreundlichkeit und Effizienzgewinne lassen sich nur durch ein modernes Datenmanage-ment erreichen. Registermodernisierung und Co. sind in Bedeutung und Dimension mit dem OZG vergleichbar. Die Umsetzung muss energischer vorangetrieben werden.

Die drei Kernbotschaften sind im Text der Studie detailliert erläutert. Die Studie stellt diese drei Ergebnisse auch den Ergebnissen der vorangegangenen Jahre gegenüber. Der Normenkontrollrat fasst selbst die Situation wie folgt zusammen: Der Normenkontrollrat fasst die Situation auf der Webseite wie folgt zusammen: „Die Corona-Krise führt allen vor Augen, wie groß die strukturellen Defizite sind und wie sehr die Handlungs- und Zukunftsfähigkeit Deutschlands von der Digitalisierung und Modernisierung der öffentlichen Hand abhängen. Ungeachtet dessen bleibt aus Sicht des NKR nach wie vor unklar, wie die wichtigsten Verwaltungsdienstleistungen im Rahmen des Onlinezugangsgesetzes trotz großer Motivation und hohen Engagements aller Beteiligten bis Ende 2022 digital und flächendeckend den Bürgern zur Verfügung gestellt werden sollen.

Fazit ist: es muss alles einfacher werden. Wie kompliziert die Situation auf Bundes-, länder- und kommunaler Ebene ist, zeigt die Grafik unter der Überschrift „Funktioniert das?“:

Wie es um die Positionierung des E-Government in Deutschland bestellt ist, zeigt auch der europäische Vergleich. Im Digital Economy and Society Index (EU-KOM 2020) ist Deutschland auf Platz 21 von 28. Beim E-Government konnte man sich zum Vorjahr wenigstens von Platz 19 auf Platz 18 verbessern. Jedoch – beim UN E-Government Survey von 2020 fällt Deutschland bei den Online-Services auf Platz 59 zurück (2018 war es noch Platz 21). Ein Trauerspiel.

OZG war hier die große Hoffnung, jedoch zeigen auch die Umsetzungszahlen (besser Planungszahlen) aus den Bundesländern, dass es schlecht um das E-Government in Deutschland bestellt ist. Dies betrifft nicht nur die Online-Services für Bürger, Unternehmen und Öffentlichkeit sondern auch die internen Prozesse und das Dokumentenmanagement.

Registrierung und Verwaltung von elektronischen Daten in Bundesbehörden

Der Sachstandsbericht der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages beleuchtet die interne Situation des E-Government – den Einsatz von eAkte, Workflow, Dokumentenmanagement, elektronischer Rechnung und elektronischer Signatur in den Bundesbehörden: https://bit.ly/3wFycob. Der sechsseitige Bericht stammt aus dem September 2020.

Themen sind die Pflicht zur Aktenführung und die Regelungen in den einzelnen zuständigen Ministerien. Auch hier zeigt sich ein unkoordiniertes Vorgehen. Dabei waren die Bundesverwaltungen ausersehen die Speerspitze bei der Umsetzung von Diensten wie der elektronischen Rechnung, der E-Akte und der E-Vorgangsbearbeitung zu sein. Von den hehren Konzepten der Vergangenheit wie DOMEA oder OKeVA redet heute offenbar niemand mehr. Die Ansätze der Standardisierung haben sich offenbar als unpraktikabel erwiesen zumal jede Behörde, jedes Land, jede Dienststelle sich über das Ausschreibungswesen sich mit eigenständigen Lösungen versorgt hat. Eine sehr heterogene Landschaft interner Lösungen ist entstanden, das Rad wurde vielfach neu erfunden und das altertümliche Verwaltungsrecht behindert die Digitalisierung zusätzlich. Offenbar sind auch hier jetzt alle Hoffnungen auf das OZG-Portal gerichtet.

Trauriges Fazit

In allen Bereichen, die für die Digitalisierung in Deutschland relevant sind, müssen weiterhin massive Defizite verzeichnet werden. Dies gilt für die Infrastruktur ebenso wie für das Bildungswesen und die öffentliche Verwaltung. Diese Situation wirkt sich zunehmend negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft wie auch auf die Gesellschaft selbst aus. Das Vorgehen der Politik lässt hier für die Zukunft auch wenig Fortschritte erwarten. So sollte man auch die Parteiprogramme zur anstehenden Bundestagswahl auch auf die Themen Infrastruktur, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Entwicklung der Gesellschaft sorgsam studieren und bewerten.

Dr. Ulrich Kampffmeyer

Curriculum auf Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Kampffmeyer

Ein Kommentar zu “Stand der Digitalisierung in Deutschland

  • Bitkom Studie: Ein Jahr Corona
    1. Juni 2021 um 16:07
    Permalink

    Auch der BITKOM hat im Mai 2021 eine Studie herausgegeben: „Ein Jahr Corona: Wie digital arbeiten deutsche Unternehmen?“: Pressenotiz https://bit.ly/3ySIiEl  und Präsentation https://bit.ly/3p8HLtm
    Die meisten der im März und April befragten ca. 500 Unternehmen gaben an, nur schlecht durch die Corona-Pandemie gekommen zu sein. Die Digitalisierung hat aber wesentlich zur Überwindung der Auswirkungen der Krise beigetragen. Bis zu 95% der Befragten geben an dass die Digitalisierung von Geschäfts- und Verwaltungsprozessen an Bedeutung gewonnen hat. So sind auch die Zweifel an der Digitalisierung und deren wirtschaftlicher Sinnhaftigkeit massiv zurückgegangen und bewegen sich nunmehr auf 12%. Dennoch spricht der Bitkom hier von einem „Digitalisierungsgraben“, weil einerseits der Druck durch die Pandemie die Digitalisierung vorangebracht hat, andererseits aber auch zum Abbruch von Digitalisierungsprojekten geführt hat.

    Immerhin hat durch die Heimarbeit das „Digital Office“ an Fahrt gewonnen. Die Unternehmen haben bereits zu 93% Digital-Office-Lösungen wie CRM, ECM oder ERP im Einsatz. Vieles davon in der Cloud. Vieles im ECM-Umfeld ist einfach Standardsoftware zur Collaboration und zum Video-Conferencing. Der Abschied vom Papier in Geschäftsprozessen hat sich beschleunigt. Bei „deutlich weniger“ und „weniger Papier“ sind Steigerungen um zusammen 20% zu verzeichnen, wo auf Papier verzichtet und digital gearbeitet wird. Digitale Rechnungen haben hiervon besonders profitiert. Und auch die digitale Kommunikation hat erheblich zugenommen. Die Investitionen in das Digital Office – wobei dies keine konkrete Definition ist sondern nur das Sammelsurium unterschiedlicher Softwarepakete von Collaboration ERP, Fibu und CRM bis hin zu DMS und ECM) – sollen bei über 40% der befragten Unternehmen steigen. An Geld mangelt es eher nicht, wohl aber an dem notwendigen Knowhow und entsprechenden Kompetenzen zur Durchführung von Digitalisierungsprojekten. Dazu kommen noch eine ganze Reihe weiterer Hindernisse, die sich den Unternehmen in den Weg stellen. Die eingangs genannten 93% sind nicht die durchgängige Lösung mit allem für alle sondern ein Flickwerk von Inseln. 

    Der BITKOM fasst die Ergebnisse wie folgt zusammen (https://bit.ly/3ySIiEl:

    [Zitat] Corona hat den Blick der Unternehmen auf die Digitalisierung stark verändert. Gut ein Jahr nach dem ersten Lockdown zweifeln nur noch 12 Prozent aller Unternehmen mit 20 oder mehr Beschäftigten am wirtschaftlichen Nutzen der Digitalisierung für ihr Unternehmen. Zu Beginn der Pandemie vor einem Jahr haben noch 27 Prozent angegeben, ihnen sei der Nutzen unklar, vor zwei Jahren waren es sogar 34 Prozent. Gleichzeitig sagen aktuell zwei Drittel (64 Prozent), dass digitale Technologien dem Unternehmen helfen, die Pandemie zu bewältigen. Und in fast allen Unternehmen (95 Prozent) hat durch Corona die Digitalisierung von Geschäftsprozessen an Bedeutung gewonnen. Das sind Ergebnisse einer repräsentativen Befragung von mehr als 500 Unternehmen aller Branchen im Auftrag des Digitalverbands Bitkom, die heute vorgestellt wurde. „Corona hat zu einem Digitalisierungsschub in den Köpfen geführt. Jetzt muss es uns gelingen, die Digitalisierung auch in der Praxis voranzutreiben“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg. „Wer sich digital aufstellt kann nicht nur Krisenzeiten besser überstehen, sondern wird davon auch in einer Nach-Lockdown-Zeit profitieren.“

    In der Wirtschaft zeigt sich ein Digitalisierungsgraben

    Bislang haben zwei Drittel der Unternehmen die Corona-Krise sehr schlecht (38 Prozent) oder eher schlecht (28 Prozent) überstanden, nur ein Drittel eher gut (26 Prozent) oder sehr gut (5 Prozent). Jedes Vierte (23 Prozent) glaubt, aus der Corona-Pandemie gestärkt herauszugehen, aber mehr als jedes Dritte (38 Prozent) sieht die eigene Existenz durch die Pandemie bedroht. Berg: „Die Pandemie reißt in der deutschen Wirtschaft einen Digitalisierungsgraben auf.“ So hat in rund der Hälfte (47 Prozent) der Unternehmen Corona längst überfällige Digitalisierungsvorhaben angeschoben, in ebenfalls der Hälfte (52 Prozent) wurden aber Digitalisierungsprojekte wegen Corona auf Eis gelegt. Und die eine Hälfte der Unternehmen (46 Prozent) sieht sich bei der Digitalisierung von Geschäfts- und Verwaltungsprozessen als Vorreiter, die andere (50 Prozent) aber als Nachzügler. „Die Corona-Krise treibt die Digitalisierung in jedem zweiten Unternehmen an und bremst sie gleichzeitig in den anderen Unternehmen aus. Corona ist gleichermaßen Digitalisierungsbeschleuniger wie Digitalisierungsbremse“, so Berg. „Das sollten wir nicht akzeptieren. Wir dürfen bei der Digitalisierung kein Unternehmen zurücklassen. Digitalisierung muss in jedem Unternehmen ganz oben auf die Agenda. Wo derzeit die Kraft fehlt, ist die Politik mit wirksamen Unterstützungsmaßnahmen gefragt.“

    Digital-Office-Lösungen sind in der Breite angekommen – haben aber noch Potenzial

    Dabei zeigt die aktuelle Studie, dass Digital-Office-Lösungen in der Breite der Unternehmen angekommen sind, es aber noch viel Potenzial beim Einsatz einzelner Anwendungen gibt. So sagen 93 Prozent, dass sie einzelne Lösungen wie CRM, ECM oder ERP nutzen, weitere 4 Prozent planen oder diskutieren den Einsatz. Allerdings verwenden nur 48 Prozent digitale Lösungen zur Digitalisierung von Dokumenten, 44 Prozent ein Workflow-Management etwa für Freigabeprozesse und 41 Prozent ein elektronisches Archiv und Dokumentenmanagement. Ein Output-Management etwa zur Generierung von Dokumenten setzen 35 Prozent ein, 27 Prozent haben digitale Lösungen zur bereichsübergreifenden Recherche von Unternehmensinformationen eingeführt und 21 Prozent verwenden digitale Signaturen.

    In den kommenden Jahren könnte die Nutzung deutlich steigen. So planen oder diskutieren 39 Prozent über die Einführung von Output-Management-Lösungen, 38 Prozent über Workflow Management, 37 Prozent über bereichsübergreifende Recherche von Unternehmensinformationen, 34 Prozent über elektronische Archivierung und Dokumentenmanagement, 33 Prozent über die Digitalisierung von Dokumenten und 30 Prozent über digitale Signaturlösungen. Und im laufenden Jahr wollen 4 von 10 Unternehmen (42 Prozent) in die Digitalisierung ihrer Geschäfts- und Verwaltungsprozesse investieren. Unter den Großunternehmen ab 500 Beschäftigten liegt der Anteil mit 59 Prozent sogar noch deutlich darüber.

    Abschied vom Papier: Weniger Ausdrucke, mehr digitale Rechnungen

    Während der Corona-Pandemie nehmen viele Unternehmen Abschied vom Papier. So werden in 62 Prozent der Unternehmen weniger Dokumente ausgedruckt als noch vor einem Jahr, nur in 8 Prozent sind es mehr. Vor einem Jahr hatten bereits 49 Prozent die Anzahl der Ausdrucke reduziert, 15 Prozent hatten sie gesteigert. Und auch bei Büro- und Verwaltungsprozessen spielt Papier nur noch in jedem viertem Unternehmen (23 Prozent) die dominierende Rolle: In 6 Prozent läuft praktisch alles papierbasiert, in 17 Prozent zu etwa drei Viertel. Umgekehrt sind papierarme Prozesse in 7 Prozent vollständig und in 27 Prozent zu etwa drei Vierteln umgesetzt. In 40 Prozent der Unternehmen halten sich papierlose und papierbasierte Prozesse etwa die Waage. „Digitale Prozesse etwa bei der Beschaffung aber auch beim Urlaubsantrag oder der Krankmeldung sind unter anderem die Voraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit im Homeoffice, das in der Pandemie massiv an Bedeutung gewonnen hat“, so Berg. „Zum anderen sind digitale Prozesse die Grundlage dafür, Technologien wie Künstliche Intelligenz oder Cloud-Services einsetzen zu können.“

    Bei der Rechnungstellung hat Corona einen Zeitenwechsel initiiert. Erstmals werden Rechnungen überwiegend digital und nicht mehr auf Papier ausgestellt. Jedes dritte Unternehmen (32 Prozent) erstellt Rechnungen überwiegend oder ausschließlich elektronisch, nur noch 19 Prozent tun dies überwiegend oder ausschließlich auf Papier. Vor einem Jahr hatten noch 24 Prozent überwiegend elektronische Rechnungen genutzt, 33 Prozent aber vor allem Papier. Vor fünf Jahren waren sogar erst 18 Prozent elektronisch, aber 58 Prozent papierbasiert unterwegs. Berg: „Auch die klassische Rechnung auf Papier befindet sich auf dem Rückzug. Die Vorteile digitaler Rechnungen liegen auf der Hand: Die Rechnungsstellung und -verarbeitung werden einfacher und schneller, die Unternehmen sparen Portokosten und Personalressourcen und schonen vor allem die Umwelt, weil weniger Papier verbraucht wird und Transportwege wegfallen.“

    Seit Corona: Messenger, Kollaborationstools und Videoanrufe werden häufiger genutzt

    Die digitale Kommunikation gewinnt in den Unternehmen immer stärker an Bedeutung. In der Corona-Pandemie hat vor allem der Einsatz von Messengern und Kollaborationstools wie Teams und Slack für die interne und externe Kommunikation stark zugelegt. So nutzen zwei Drittel (66 Prozent) häufig Messenger-Dienste, vor einem Jahr waren es erst 50 Prozent, vor drei Jahren sogar nur 37 Prozent. Und 45 Prozent setzen häufig Kollaborationstools ein, vor einem Jahr waren es 36 Prozent. Auch Videokonferenzen sind in der Pandemie zum Standard geworden. Zweit Drittel (67 Prozent) nutzen sie häufig, vor einem Jahr zu Beginn der Pandemie waren es erst 61 Prozent und vor drei Jahren gerade einmal 48 Prozent. Auch das Smartphone legt mit 89 Prozent nach 81 Prozent (2020) und 51 Prozent (2018) auf hohem Niveau noch einmal zu. Fast keine Veränderung zum Vorjahr gibt es mit 30 Prozent bei Social Media (2020: 29 Prozent, 2018: 25 Prozent) – und unverändert alle Unternehmen nutzen häufig E-Mail. Eine umgekehrte Entwicklung gibt es bei klassischen Kommunikationskanälen. Die Briefpost nutzen 60 Prozent häufig, nach 56 Prozent im Jahr 2020 aber noch 71 Prozent 2018. Und das Fax läuft nur noch bei 43 Prozent aller Unternehmen häufig, vor einem Jahr waren es noch 49 Prozent und vor zwei Jahren sogar 62 Prozent. „Die Corona-Pandemie beschleunigt Veränderungen in der Kommunikation, die in den vergangenen Jahren begonnen haben. Viele Unternehmen haben festgestellt, dass sich durch die erzwungene Digitalisierung die Qualität und Intensität der internen Kommunikation deutlich verbessert hat“, so Berg. „Wir erleben hier keine Krisen-Notkommunikation in der Krise, sondern dauerhafte Veränderungen.“

    In den Unternehmen fehlt zunehmend das Digital-Know-how

    Das Tempo der Digitalisierung wird derzeit durch die fehlende Digitalkompetenz in den Unternehmen gebremst. So verfügen nur noch 56 Prozent über die erforderlichen Mitarbeiter, um die Digitalisierung von Geschäfts- und Verwaltungsprozessen voranzutreiben. Vor einem Jahr verfügten noch 72 Prozent der Unternehmen über ausreichend digitalkompetente Mitarbeiter. Dennoch investieren nur noch 64 Prozent in die digitale Fort- und Weiterbildung ihrer Beschäftigten – nach 70 Prozent im Vorjahr. Und nur knapp in der Hälfte der Unternehmen (54 Prozent) verfügt das Management über die nötige Digitalkompetenz, um die Digitalisierungsprozesse voranzutreiben. „Wo Digitalisierung für die Unternehmen jetzt massiv an Bedeutung gewinnt und stärker vorangetrieben werden soll, fällt der Mangel an Know-how stärker auf denn je. Umso wichtiger ist es, selbst aktiv zu werden und die Belegschaft umgehend zu qualifizieren“, so Berg. „Das Management muss selbstkritisch in diesen Prozess gehen: Wenn es in der Führungsetage an Expertise fehlt, sollten unbedingt Digitalisierungs-Teams aufgestellt und gegebenenfalls externe Hilfe hinzugezogen werden.“

    Die größten Hürden, die die Unternehmen für die Digitalisierung des eigenen Unternehmens sehen, sind fehlende Standards (64 Prozent) und zu hohe Anforderungen an den Datenschutz (63 Prozent). Aber auch allgemein rechtliche Bestimmungen behindern Digitalisierungsprojekte (47 Prozent), wie etwa das Schriftformerfordernis. Auch Sicherheitsbedenken hemmen die Digitalisierung. So haben 61 Prozent der Unternehmen Angst vor unberechtigtem Zugriff auf sensible Unternehmensdaten, 57 Prozent nennen aus Sicht der Unternehmen zu hohe Anforderungen an die IT-Sicherheit und 49 Prozent fürchten Datenverlust. Und schließlich fehlt es auch am Geld. So beklagen 57 Prozent einen zu hohen Investitionsbedarf, 55 Prozent fehlt die Zeit, 42 Prozent vermissen externe Beratung und 39 Prozent sehen ganz allgemein Widerstände im Unternehmen gegen die Digitalisierung. </Zitat>

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