20 Jahre nestor

Am 28.06.2022 findet in Frankfurt eine denkwürdige Tagung der nestor-Initiative statt: „Das nestor-Siegel: Bilanz, internationale Anwendung und Ausblick / The nestor seal: assessment, international application and outlook“.

Vor knapp 20 Jahren, im Jahr 2003, begann eine Arbeitsgruppe bei nestor, die Vertrauenswürdigkeit digitaler Archive zu definieren und prüfbar zu machen. So entstanden der „nestor-Kriterienkatalog vertrauenswürdige digitale Langzeitarchive“ (Ausgabe 1 2006, überarbeitete Ausgabe 2 2008) und die „DIN-Norm 31644 – Kriterien für vertrauenswürdige digitale Langzeitarchive“ (2012). Die Kriterien und die damit verbundene nestor-Zertifizierung vertrauenswürdiger Archive haben internationale Bedeutung erlangt, wie auch die Übersetzungen der Erläuterungen zur Zertifizierung zeigen (nestor Materialien 17).

Seit 2014 wurde das Verfahren zur Selbstevaluierung der Erfüllung der nestor-Kriterien ergänzt um das offizielle nestor-Siegel.

nestor ist eine der wichtigsten Initiativen zum Thema digitale Langzeitarchivierung (obwohl der Begriff Langzeitarchivierung eigentlich ein Pleonasmus ist). Wichtig ist hier die ständige Aktualisierung der Spezifikationen und Kriterien. Je konkreter und Technik-orientierter man definiert, desto schneller muss man sich an den rapiden technischen Wandel anpassen. Stabilität erlangt man nur mit neutralen Kriterien wie z.B. zur Qualität. Dabei werden die Inhalte der elektronischen Archive durch die Kriterien nicht berührt. Aber gerade hier liegt das große Probleme der Digitalen Archivierung – was soll aus der Flut der Informationen überhaupt archiviert werden, wie ist die Archivierungswürdigkeit zu definieren. Diskussionen um Automatisierung und Einsatz Künstlicher Intelligenz beim Archivieren machen auch ein grundsätzliches Überdenken der Rolle von Archiven erforderlich. Diese müssen offener und zugänglicher werden sowie sich an den Interessen der zukünftigen Nutzer im Digitalen Zeitalter mehr orientieren.