Rohrpost

22. April 2019 11:36 Uhr  |  Dr. Ulrich Kampffmeyer  |  Permalink


Etwas gemein war es schon von der FDP, diese Anfrage. Im Bundeskanzleramt wird eine klassische Rohrpostanlage mit Druckluft betrieben. Dies ist günstiger als Boten mit Wägen nebst Gittermappen durch die Gänge zu hetzen. Die „Digital-Ministerin“ Dorothee Bär erklärt in der Antwort auf die Anfrage der FDP, dass aktuell die Rohrpost die beste Lösung ist. Das Ganze zielt natürlich darauf, die Digitalstrategie des Bundes in Frage zu stellen, quasi, wer Rohrpost favorisiert hat keine digitale Strategie. Nun ja, längst soll die elektronische Akte eingeführt werden, längst soll das Ausschreibungswesen auf digitale Verfahren umgestellt sein, längst sollen elektronische Rechnungen digital empfangen und verarbeitet werden … 

<Zitat Saarbrückener Zeitung> Trotz E-Mails und Computern setzt das Kanzleramt weiter auf ein Rohrpostsystem. „Eine kostengünstigere Form der Übermittlung ist bis zur Einführung der elektronischen Akte im Bundeskanzleramt nicht vorhanden“, zitiert die „Saarbrücker Zeitung“ aus einer Antwort von Digitalstaatsministerin Dorothee Bär (CSU) auf eine FDP-Anfrage. So seien dieses Jahr „bisher circa 2400 Vorgänge monatlich per Rohrpost übermittelt“ worden. Als Alternative käme nur eine Übermittlung durch drei zusätzliche Boten in Betracht, rechnete Bär dem Bericht zufolge vor. Die Personalkosten dafür würden dann aber 137.000 Euro betragen. Die Wartungs- und Instandsetzungskosten der Rohrpostanlage seien demgegenüber deutlich geringer. Die FDP wertete dies als Beleg, dass die Bundesregierung in Sachen Digitalisierung kein Konzept habe. „Dass mit Dorothee Bär gerade die Staatsministerin für Digitalisierung sagt, dass die antiquierte Rohrpost quasi alternativlos sei, lässt tief blicken“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer Marco Buschmann der Zeitung. </Zitat>

<Zitat SPIEGEL> Die Rohrpost, bei der Sendungen mithilfe von Druckluft durch Röhren geschickt werden, ist demnach für das Kanzleramt unverzichtbar. Rohrsysteme zum Versenden von Post wurden seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in verschiedenen Städten installiert. Heutzutage wird die Technik etwa noch in großen Krankenhäusern benutzt. </Zitat>

Eigentlich sollte ja die Führung Deutschlands hier Vorreiter sein und ein leuchtendes Beispiel allen nachgeordneten Ministerien, Ämtern, Behörden, öffentlich-rechtlichen Unternehmen, usw. sein. Das dem nichts so ist, ist schon sehr traurig. Und da helfen auch keine Argumente wie die Rohrpost ist halt abhörsicher, die Rohrpost ist verlässlicher als elektronische Nachrichten, die Rohrpost ist seit Jahrzehnten bewährt … und was man sich noch so in der Bürokratie einfallen lassen kann. Das Ganze ein Trauerspiel, auch wenn hier nur aus politischen Ränken heraus, um ein hämisches Lächeln zu erzeugen und dem politischen Gegner eins auszuwischen, die Rohrpost als Beispiel für die fehlgeschlagene Digital-Strategie Deutschlands herangezogen wurde. Da gibt es viele Beispiele, die viel mehr weh tun und wichtiger für Deutschland als Dienstleistungsgesellschaft sind.

Immerhin hat man dann in ein paar Jahren (oder Jahrzehnten) einen schönen Projekttitel für die Einführung der elektronischen Vorgangsbearbeitung und Akte im Bundeskanzleramt … „Rohrpost-Ade“. #RohrpostAde

 

Dr. Ulrich Kampffmeyer

Curriculum auf Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Kampffmeyer

Ein Kommentar zu “Rohrpost

  • Danke!
    4. September 2020 um 0:00
    Permalink

    Der Beitrag zum Thema Rohrpostanlage ist sehr hilfreich. Interessant, dass überhaupt noch einmal sich jemand mit Rohrpost auseinandersetzt.

    Antwort

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