OASIS veröffentlicht die CMIS 1.1 Spezifikation
10. Dezember 2012 18:54 Uhr | Dr. Ulrich Kampffmeyer | Permalink
Die Content Management Interoperability Services (CMIS) gelten als wichtiger Standard für die gesamte ECM-Branche. Am 10.12.2012 hat OASIS die erweiterte Version von CMIS veröffentlicht.
Der erweiterte Standard CMIS 1.1 umfasst jetzt auch Funktionalität, wie sie für das Records Management und die elektronische Archivierung notwendig ist. Hierzu gehören z.B. Retention Periods (Aufbewahrungsfristen) und die zugehörigen Attribute. Noch ist nicht bekannt, welche der Mitglieder des Konsortiums wann und in welcher Vollständigkeit die neue Spezifikation bereitstellen werden.
OASIS hat eine Pressnotiz zu CMIS 1.1 auf ihrer Webseite veröffentlicht: http://bit.ly/CMIS-1-1
DIe Spezifikation ind er offiziellen Version kann als PDF heruntergeladen werden: http://bit.ly/CMIS1-1
Darüber hinaus stehen auf der OASIS Webseite weitere Ressourcen zur Verfügung:
HTML:
http://docs.oasis-open.org/cmis/CMIS/v1.1/cs01/CMIS-v1.1-cs01.html
Verarbeitungsfähiger Text (ZIP):
http://docs.oasis-open.org/cmis/CMIS/v1.1/cs01/tex/CMIS-v1.1-cs01-source.zip
XML Schema, WSDL und Ordnungssystematik:
http://docs.oasis-open.org/cmis/CMIS/v1.1/cs01/schema/
XML und JSON Umsetzungsbeispiele:
http://docs.oasis-open.org/cmis/CMIS/v1.1/cs01/examples/
Gesamtlieferung als ZIP Datei:
http://docs.oasis-open.org/cmis/CMIS/v1.1/cs01/CMIS-v1.1-cs01.zip
Was ist neu in CMIS 1.1?
Diese Frage beantwortete freundlicher Weise Jens Hübel, SAP AG, auf XING in der Gruppe "Information & Document Management": http://bit.ly/CMIS_1-1
"Zunächst einmal ist CMIS 1.1 eine kompatible Erweiterung des Vorgängers, die einige Ergänzungen erfährt. Die XML-Schemata sind lediglich erweitert worden und alle Services und Methoden aus 1.0 existieren auch in 1.1. Alle neu hinzugekommenen Funktionalitäten sind optional, wobei die Unterstützung der neuen Funktionen abgefragt werden kann. Die wichtigsten Neuigkeiten sind:
1. Das Browser Binding
Die zunehmende Wichtigkeit von Javascript und browserbasierten Applikationen hat das Komitee dazu bewogen ein weiteres Binding (also Netzprotokoll), das sogenannte "Browser Binding" zu definieren. Dieses basiert nun nicht mehr auf XML sondern auf JSON als Datenformat. Während es im Prinzip auch bisher möglich war, CMIS aus dem Browser heraus anzusprechen, war dies alles andere als ideal. JSON ist deutlich kompakter als das bisher verwendete AtomPub oder das SOAP Protokoll und damit besser geeignet für schmalbandige und mobile Anwendungen. Das Protokoll wurde browserfreundlich definiert und sich gut in Javascript verarbeiten lässt. Ich denke mittelfristig wird sich das Browser-Binding für CMIS durchsetzen und die anderen Bindings verdrängen. Die Apache-Implementierung bietet bereits vollständige Unterstützung dafür. Anbieter, die auf Apache opencmis aufsetzen, können Unterstützung mit einem einfachen Versionsupdate der Bibliotheken in ihren Anwendungen erreichen.
2. Type Mutability
Kern eines jeden ECM-System ist das Typsystem, das Struktur in die Daten bringt und bestimmte Regeln erzwingt (Eine Rechnung hat immer eine Kunden- und eine Rechnungsnummer). CMIS 1.0 beschränkte sich darauf das Typsystem eines Repositories über CMIS zu exponieren. Mit CMIS 1.1 kann man es auch verändern, also neue Arten von Dokumenten definieren oder bestehende verändern. Das erweitert das Einsatzspektrum von CMIS deutlich.
3. Secondary Types
Mit CMIS 1.0 war das Typsystem streng hierarchisch aufgebaut und jedes Dokument hatte genau einen Dokumenttyp. CMIS 1.1 bringt hier mehr Flexibilität indem sekundäre Typen zusätzlich an ein Dokument angehängt (oder auch wieder entfernt) werden können. Ein Einsatzbeispiel sind Metadaten, die in bestimmten Dateiformaten mitkommen (z.B. In Office Dinge wie Autor, Seitenzahl, Titel oder etwa Geokoordinaten bei einer Kamera). Diese können nun unabhängig vom logischen Dokumenttyp definiert werden und in gleicher Art in einer Rechnung wie in einem Vertrag benutzt werden. Sie bleiben dabei suchbar.
4. cmis:item
Neben den 4 Grundarten Dokument, Folder, Relationship und Policy kommt nun ein fünfter hinzu: cmis:item. Verwendet wird er für Objekte, die keinen Content tragen. Gegenüber einem Dokument ohne Content ist er leichtgewichtiger und hat weniger Properties.
5. Retention und Holds
Neu hinzugekommen sind auch vordefinierte Typen (secondary types) für Aufbewahrungsfristen. Hier wird nicht der Versuch unternommen einen weiteren Standard für Records Management zu definieren, sondern ein sehr minimalistischer Ansatz verfolgt. Eine Anwendung kann in standardisierter Form Merkmale zur Klasssifizierung an ein Repository übergeben und dabei wahlweise selber die Fristen bestimmen oder nur einen Identifier übergeben und dem Repository das Handhaben der Fristen überlassen.
6. Sonstiges
Die weiteren Änderungen sind eher kleinerer Natur. Content kann nun auch angehängt werden, alle Objekte können eine Beschreibung tragen. Properties können in Massenoperationen geändert werden (bulk update). An einigen Stellen ist die Spezifikation präzisiert worden.
Implementierungen:
Das Apache Chemistry-Projekt ist fleißig dabei CMIS 1.1 zu implementieren, weite Teile davon sind bereits in den nächtlichen Builds verfügbar. Ein baldiges Release wird angestrebt. Für den Browser und Javascript gibt es eine Beispielanwendung. Erste kommerzielle Implementierungen unterstützen Teile der neuen Version (z.B. SAP Netweaver Cloud). Mehr wird in den nächsten Wochen und Monaten dazukommen.
Was tut sich sonst so im CMIS-Umfeld?
Libre Office 4.0 Beta unterstützt CMIS. Das gibt interessante neue Möglichkeiten und vielleicht motiviert es auch Microsoft über Sharepoint hinauszugehen. Bei Manning entsteht ein Buch über CMIS (http://www.manning.com/mueller/). "