Grundlagen der Informationswissenschaft

15. Dezember 2022 09:09 Uhr  |  Dr. Ulrich Kampffmeyer  |  Permalink


Die siebte Auflage des Klassikers „Grundlagen der Informationswissenschaft“ ist erschienen. Herausgeber und Autoren sind das bereits bewährte Team um Rainer Kuhlen , Dirk Lewandowski , Wolfgang Semar und Christa Womser-Hacker. Der Umfang ist auf fast 1000 Seiten angewachsen. Die gebundene Ausgabe im De Gruyter Verlag kostet 220,00 € – ist aber weniger nützlich als das elektronische Exemplar, da man in letzterem auch besser recherchieren kann. Ein PDF findet sich hier. Der Verlag schreibt zum Buch: „Die 7. Ausgabe der „Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation“ (Erstausgabe 1972) heißt jetzt: „Grundlagen der Informationswissenschaft“. Der Bezug zur Praxis und zur Ausbildung bleibt erhalten, aber der neue Titel trägt dem Rechnung, dass die wissenschaftliche theoretische Absicherung für alle Bereiche von Wissen und Information, nicht nur in der Fachinformation, sondern auch in den Informationsdiensten des Internet immer wichtiger wird. Für die Grundlagen sind 73 Artikel in 6 Hauptkapiteln vorgesehen. Viele Themen werden zum ersten Mal behandelt, z.B. Information und Emotion, Informationelle Selbstbestimmung, Informationspathologien. Alle Beiträge sind neu verfasst.

Verlag De Gruyter. 958 Seiten, 100 Abbildungen. ISBN 9783110769043.

Die PDF-Ausgabe ist unter der CC Creative Commons Attribution 4.0 International Lizenz veröffentlicht. E-Book e-ISBN (PDF) 978-3-11-076904-3; e-ISBN (EPUB) 978-3-11-076908-1; DOI https://doi.org/10.1515/9783110769043.

Im Vorwort der Herausgeber werden die Gründe für die Neufassung des Buches erläutert und die sechs Hauptkapitel, A – F, dargestellt:

<Zitat> Vorwort der Herausgeber
Die „Grundlagen der praktischen Information und Dokumentation“ erschienen erstmals 1972 und seitdem unter dem gleichen Titel in fünf weiteren Ausgaben, jeweils im Abstand von ca. sieben bis zehn Jahren. Auch die jetzige Auflage ist völlig neu gefasst. Sie hat jetzt einen neuen Titel: „Grundlagen der Informationswissenschaft“. Damit soll dem Rechnung getragen werden, dass die Informationswissenschaft es verstärkt unternimmt, die Grundlagen ihres Faches und ihrer Profession wissenschaftlich abzusichern. Die
deutlich erkennbare, fortschreitende wissenschaftlich-theoretische Durchdringung aller Prozesse, die mit Information zu tun haben, ist ein gutes Zeichen für das Fachgebiet. Das ist aber kein radikaler Bruch mit den bisherigen Ausgaben. Auch die neuen „Grundlagen“ wollen die einschlägigen Aus- und Fort-/Weiterbildungsangebote mit soliden und wissenschaftlich fundierten Beiträgen unterstützen, so dass die Unternehmen und Organisationen in so gut wie allen Bereichen von Wirtschaft, Politik, Verwaltung,
Medien und Gesellschaft weiter auf hervorragend ausgebildete Informationsspezialist*innen zurückgreifen können. Die „Grundlagen der Informationswissenschaft“ sind selbstverständlich auch für die Ausbildung im weiteren Bereich der Informationswissenschaft konzipiert und können wie die bisherigen Ausgaben von den Lehrenden und Lernenden genutzt werden.
Viele Kapitel in dieser Ausgabe zeigen, dass es einen intensiven Austausch zwischen Informationswissenschaft und den vielen mit Information befassten wissenschaftlichen Disziplinen gibt. Solche Austausche sind in jeder Hinsicht zu begrüßen. Es dringen immer mehr Verfahren z. B. der Informatik, der Künstlichen Intelligenz, des Machine Learning und der Computerlinguistik in traditionelle Gegenstandsbereiche der Informationswissenschaft.
Die vielfältigen Themen in Bereichen wie Information Retrieval, Informationsverhalten oder Informationsmärkte müssen noch stärker als bislang im interdisziplinären Austausch bearbeitet werden.
Auch können ganz neue Gegenstandsbereiche für die Informationswissenschaft ausgemacht werden. In der Vergangenheit, vielleicht bis vor 20 Jahren, haben sich Informationswissenschaft und -praxis, aber auch die politischen Förderorganisationen, in erster Linie auf die entsprechenden Prozesse in der Fachinformation bzw. auf Vorgänge in Bildung und Wissenschaft konzentriert. Aber die seit der um die Jahrtausendwende deutlich erkennbare flächendeckende Digitalisierung aller Prozesse im Umfeld von Wissen und Information durch Informations- und Kommunikationstechnologien hat nicht nur ganz neue Methoden und Verfahren für die Informationsarbeit hervorgebracht, sondern auch die Öffnung der Fachinformationsmärkte in die allgemeinen Publikumsmärkte provoziert.
Das, was auf den Publikumsmärkten, z. B. im Kontext der Sozialen Medien und Messengerdiensten bzw. allgemein einer ausdifferenzierten Plattformökonomie über neu entstandene und sich rasch weiterentwickelnde Produkte und Dienstleistungen geschieht, beruht, jenseits der reinen technischen Komponenten, auf Methoden und Verfahren der Informationswissenschaft und ist weiter, in Zusammenarbeit mit anderen Fächern, Gegenstand der informationswissenschaftlichen Forschung und hat Auswirkungen auf die entsprechende Ausbildung.

Durch diese Öffnung in ganz neue Bereiche hat die Informationswissenschaft auch lernen müssen, dass Information nicht nur ein Problem von Überinformation oder von Unterinformation ist und dass Information nicht ausschließlich, wie es im Bereich der wissenschaftlichen Fachinformation sinnvoll war und ist, ausschließlich über einen wie auch immer bestimmten semantischen Wahrheitsbegriff definiert werden kann. Die Informationswissenschaft kann die alle Bereiche der Gesellschaft immer mehr bestimmenden Phänomene der Des- und Falschinformation nicht ausblenden. Auch diese werden – so deprimierend das für die Wissenschaft von der Information klingen mag – häufig als Information mit häufig fatalen Handlungskonsequenzen verstanden.
Entsprechend gehört es zum Wissenschaftsauftrag der Informationswissenschaft, daran mitzuarbeiten, Informations- und Medienkompetenz, also informationelle Urteilskraft, in allen Bereichen der Gesellschaft zu befördern – nicht nur, um die geeigneten Produkte und Dienstleistungen und in ihnen wiederum passende Informationen zu finden, sondern auch um sorgfältig begründete Information mit hoher Wahrheitswahrscheinlichkeit von dem, was beispielsweise fake news mit starkem Lügenanteil genannt wird, unterscheiden zu können.

Die „Grundlagen der Informationswissenschaft“ bestehen aus 6 Teilen mit den ihnen jeweils zugeordneten Artikeln.

A Informationswissenschaft im Kontext
Die Kapitel A 1-A 5 konzentrieren sich auf die Informationswissenschaft selbst.

In Kapitel A 1 wird die schon seit gut 50 Jahren andauernde Debatte um den Informationsbegriff
aufgenommen, für den die Informationswissenschaft eine besondere, aber natürlich nicht exklusive Zuständigkeit beansprucht. Es wird für die in der Informationswissenschaft dominierende pragmatische, handlungsrelevante, nutzer-/nutzungsorientierte Sicht auf Information eine theoretische Grundlage mit einem operationablen R4-Modell vorgeschlagen.

Kapitel A 2 zeichnet in einem historischen Aufriss die seit den 60er Jahren sich entwickelnde Institutionalisierung der Informationswissenschaft und den informationspolitischen Einfluss darauf nach.
In den Kapitel A 3 und Kapitel A 4 wird der wissenschaftlichen und methodischen Begründung der Disziplin Rechnung getragen. In Kapitel A 3 geht es dabei auch um Theorien, die zum Teil in anderen Fächern entwickelt und hier angewendet bzw. weiterentwickelt werden. Schließlich wird in Kapitel A 4 ein Überblick über die in der Informationswissenschaft zur Anwendung kommenden Methoden gegeben.
Kapitel A 5 gibt einen aktuellen Überblick über die ausdifferenzierten Aus- und Fortbildungsaktivitäten im fachlichen Umfeld und die dabei beteiligten Institutionen.
Durch die Kapitel A 6-A 12 wird deutlich, dass die Informationswissenschaft umgeben ist von einer Vielzahl von Fächern und Institutionen, die mit vergleichbaren, aber durchaus genuinen Verfahren sich der Herausforderung stellen, zum einen das kulturelle Erbe zu sichern und zum andern die vorhandenen Wissensobjekte für die Nutzung durch die allgemeine Öffentlichkeit oder auch nur für Spezialisten zur Verfügung zu stellen. Angesprochen sind hier (ohne dass damit eine Vollständigkeit behauptet werden kann): Bibliotheken, Archive, Museen, Mediatheken, auch die Information Professionals und die Verfahren der Normen und Standardisierung sowie der Langzeitarchivierung.

B Methoden und Systeme der Inhaltserschließung
In B werden Systeme, Verfahren und Methoden behandelt, die als Teil des Information Retrieval sich auf die Erschließung von Wissensobjekten beziehen, wodurch diese als Informationsobjekte, z. B. in Datenbanken oder Diensten der Plattformenökonomie, über entsprechende Suchverfahren für die Nutzung bereitgestellt werden können.

Kapitel B 1 gibt einen Überblick über entsprechende Verfahren der Wissensorganisation. In dieser siebten Ausgabe der Grundlagen sind erneut die in der Tradition der Dokumentation entstandenen Verfahren der inhaltlichen Erschließung aufgenommen worden, wie in Kapitel B 2 Intellektuelles Indexieren, Kapitel 4 Thesaurus und Kapitel 5 Klassifikation sowie formale Erfassung/Erschließung in Kapitel B 6 Formale Erschließung.
Dazu gehören auch die in Kapitel B 11 behandelten Verfahren der Bibliometrie und der wissenschaftlichen
Qualitäts-/Relevanzsicherung und Evaluierung in Kapitel B 15. Alle diese traditionellen Verfahren sind weiterentwickelt worden, wie z. B. ersichtlich in Kapital B 3 Automatisches Indexieren und B 8 Automatisches Abstracting, aber auch in Kapitel B 9 Metadaten, Kapitel B 10 Ontologien, Kapitel B 17 zu den Forschungsdaten und Kapitel B 18 zu den Folksonomies. Oder es sind sogar ganz neue entstanden, nicht zuletzt durch den Einfluss von Disziplinen wie Informatik, Künstliche Intelligenz, Computerlinguistik, aber auch durch die Ausweitung des Gegenstandsbereichs der zu bearbeitenden Wissensobjekte in die allgemeinen Publikumsmärkte des Internet.

Der Einfluss der Computerlinguistik, zum Teil in Verbindung mit Verfahren des Machine Learning, ist, neben den erwähnten für automatisches Indexieren und Abstracting, unverkennbar in Kapitel B 12 Automatische Sprachverarbeitung und B 14 Maschinelle Übersetzung. Ganz neue Gegenstandsbereiche sind erschlossen worden durch technische Verfahren der Informationsvisualisierung (Kapitel B 13) und des Text und Data Mining (Kapitel B 16). All dies zeigt sehr deutlich die große Bedeutung und reale interdisziplinäre Vernetzung der Informationswissenschaft und die damit einhergehende Erweiterung und wissenschaftliche Fundierung der Informationsarbeit.

C Information Retrieval
Information Retrieval wird nicht nur als Suche von Information bzw. Selektion von Information aus Wissen verstanden, sondern wesentlich breiter. Es umfasst vor allem auch die Erschließungsseite des Wissens (hier in Teil B repräsentiert) und stellt die Nutzerinnen der Systeme in den Mittelpunkt.

In Kapitel C 1 werden die grundlegenden Begriffe des Information Retrieval definiert und die Konturen dieses Gebiets aus verschiedenen Perspektiven aufgezeigt. In Kapitel C 2 stehen die Modelle des Information Retrieval im Vordergrund, die den technologischen Kern von Information-Retrieval-Systemen, nämlich die Relation zwischen Anfrage und Informationsobjekten, verschiedenartig abbilden. Auch die Operationalisierung dieser Modelle wird hier thematisiert. Durch Fortschritte bei den Suchmaschinen wurde das Information Retrieval mit der traditionellen Booleschen Suche durch partial-match– Systeme mit gewichteter Indexierung und sortierten Ergebnislisten erweitert. Deshalb und vor allem durch die Einbeziehung der Informationssuchenden auf den Publikumsmärkten erhalten die Suchmaschinen in Kapitel C 3 einen besonderen Stellenwert. Das Information Retrieval erfuhr durch den sog. cognitive turn eine entscheidende Wendung in Richtung Interaktivität und Einbeziehung der Benutzerinnen. Damit befassen sich die Kapitel zum Interaktiven Information Retrieval (Kapitel C 4) und zur Benutzermodellierung
(Kapitel C 10). Schon immer waren neue Entwicklungen, Techniken, Komponenten wie z. B. Gewichtungs- oder Indexierungsansätze im Information Retrieval mit Evaluierungen verbunden. Daher hat das Information Retrieval eine lange Evaluierungstradition und verfügt über entsprechende Bewertungsverfahren und Metriken, die immer mehr verfeinert und an neue Kontexte adaptiert wurden (Kapitel C 8).

Die Integration verschiedener Sprachen führte zur Entwicklung des Cross Language Information Retrieval
(Kapitel C 7) sowie zur Erweiterung der Medialität von Anfrage- und Informationsobjekten. Daher wird in Kapitel C 5 und Kapitel C 6 das Augenmerk auf Bilder, Videos, Musik, gesprochene Sprache usw. gelegt. Kapitel C 9 zeigt die neuesten Entwicklungen auf, die über Neuronale Netze und Sprachmodelle die technologisch-methodischen Information-Retrieval-Grundlagen vehement veränderten. Letztendlich ist auch die Kompetenz der Suchenden ein entscheidender Faktor bei der Informationsrecherche (Kapitel C 11).

C endet mit der Darstellung von Empfehlungssystemen, die beim Information Retrieval immer mehr eingesetzt werden (Kapitel C 12).

D Informationsverhalten
D beschäftigt sich mit dem menschlichen Informationsverhaltens, einem Teilbereich der nformationswissenschaft, der allgemein das menschliche Verhalten in Bezug auf Information behandelt (Kapitel D 1). Eine Eingrenzung erfährt dieses Forschungsgebiet mit dem Information-Seeking Behaviour und noch spezifischer mit dem Information-Searching Behaviour. Die Bedeutung des Informationsverhaltens zeigt sich auch darin, dass ein erheblicher Teil menschlicher Kommunikation inzwischen über Computer vermittelt stattfindet (Kapitel D 2).
Während sich das Informationsverhalten auf alle Aspekte von Information bezieht, geht es beim Information-Seeking Behaviour (Kapitel D 6) um das aktive Einholen von Information, wobei es sich allerdings nicht nur um zielgerichtete Suchen handeln kann. Die Informationswissenschaft hat das Informationsverhalten umfangreich untersucht und zahlreiche grundlegende Modelle aufgestellt, anhand derer es mit unterschiedlichem Fokus beschrieben und erklärt wird. Traditionell geht die informationswissenschaftliche Forschung davon aus, dass Informations(such)verhalten mit einem information need (Informationsbedarf/Informationsbedürfnis; Kapitel D 5) bzw. einem wie auch
immer gearteten Bewusstsein für eine Wissenslücke beginnt. Diese Lücke soll dann durch Information gefüllt werden.
Im Kontext des Informationsverhaltens stellt sich natürlich die Frage, wie Information und Wissen systematisch verwaltet werden können. Dabei wird zwischen Wissens und Informationsmanagement unterschieden (Kapitel D 7). Wissensmanagement beschäftigt sich damit, wie das Wissen, das in den Köpfen der Menschen ist, im institutionellen Kontext gezielt organisiert werden kann; bei Informationsmanagement hingegen geht es darum, Information in externen Quellen so zu organisieren, dass Menschen optimal damit versorgt werden, um ihre Aufgaben erfüllen zu können.
Neben der Beschreibung und Erklärung des menschlichen Informationsverhaltens beschäftigt sich die Informationswissenschaft auch mit der Frage, wie Systeme so gestaltet werden können, dass Menschen ihre Aufgaben effektiv und effizient erledigen können, aber auch bei der Benutzung von Informationssystemen Freude empfinden (Kapitel D 3). Die Informationswissenschaft setzt sich hier auch vermehrt mit der Rolle von Emotionen auseinander, die Menschen in ihrem Informationsverhalten beeinflussen oder gar leiten (Kapitel D 4). Das Beschreiben und Verstehen von Informationsverhalten ist ebenso die Grundlage für Interventionen, um die Informationskompetenz von Menschen zu verbessern (Kapitel D 8). Dabei spielen auch didaktische Erwägungen eine Rolle, um eine Optimierung des eigenen Informationsverhaltens in unterschiedlichen Kontexten zu ermöglichen (Kapitel D 9).

E Proprietäre und offene Informationsmärkte
E geht auf die unterschiedlichen Informationsmärkte, deren Ausprägungen und Geschäftsmodelle ein. In Kapitel E 1 steht der Informationsmarkt im Kontext von Bildung und Wissenschaft im Vordergrund. Zu den Informationsmärkten gehören aber auch die vielen Informationssysteme und -dienstleistungen im Internet, z. B. in den Social-Media und Messenger-Systemen, die in Kapitel E 2 unter dem Aspekt der Plattformökonomie diskutiert werden.

Kapitel E 3 erläutert die Auswirkungen des technologischen Wandels (analog zu digital) auf die Medienökonomie und zeigt deren Entwicklungsperspektiven vor dem Hintergrund weiterer bevorstehender technologischer Entwicklungen. Aber auch die Verlage befinden sich durch die Digitalisierung im Wandel. Kapitel E 4 geht speziell auf die Herausforderungen der Verlage im Wissenschafts- und Bildungsbereich
ein und stellt deren neue Geschäftsmöglichkeiten dar. Eine weitere Herausforderung der Digitalisierung ist das Kopieren von urheberrechtlich geschützten digitalen Werken. Dies stellt insbesondere die Verantwortung der Bibliotheken für die Erwerbung vor eine anspruchsvolle Aufgabe, vor allem für den Abschluss von Lizenzverträgen.

In Kapitel E 5 werden deshalb die grundlegenden Aspekte für die Lizenzierungspraxis erörtert. Durch die Auswirkungen der Digitalisierung und der Kommunikationspotenziale des Internet auf alle Lebensbereiche haben sich zwangsläufig neue Marketingmethoden entwickelt.
Kapitel E 6 erläutert diese neuen Formen des Online-Marketing und in Kapitel E 7 wird anschließend aufgezeigt, was beim Marketing für Informationseinrichtungen berücksichtigt werden sollte. Das Social Web prägt zunehmend das heutige Informationsverhalten und ist so zu einem interdisziplinären Forschungsgegenstand auch der Informationswissenschaft geworden. Vor allem in Bildung und Wissenschaft haben sich seit ca. 20 Jahren angesichts der fortschreitenden Kommerzialisierung von Wissen und Information und der daraus zwangsläufig folgenden Einschränkung einer freien Nutzung publizierten Wissens alternative offene freie Formen des Austausches von Information entwickelt, die in verschiedenen Ausprägungen das Etikett „Open“ tragen.
Mit dieser Entwicklung und den daraus folgenden Auswirkungen beschäftigen sich abschließend Kapitel E 9 Open Science, Kapitel E 10 Open Access, Kapitel E 11 Open Data, Kapitel E 12 Open Educational Resources und Kapitel E 13 Open Government. Im Open-Paradigma wird der freie Zugang zu den Informationsobjekten immer mehr zu einer Selbstverständlichkeit. Das ist nicht zuletzt für die kommerziellen Akteure eine Herausforderung, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln.

F Regulierungsformen von Wissen und Information
Der Struktur von Teil F liegt eine (auf Laurence Lessig zurückgehende) Konzeption zugrunde, dass komplexe Konzepte/Objekte/Vorgänge, wie hier Wissen und Information, in ihren Ausprägungen von verschiedenen Regulierungsinstanzen beeinflusst werden.
Vielleicht kommt der Informationsethik (Kapitel F 1), dem moralisch, ethisch verdichteten Bewusstsein für den Umgang mit Wissen und Information, die größte Wirkungsmächtigkeit zu – zumindest mittel- oder langfristig.

Allerdings wird in der Realität den Potenzialen der Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) (Kapitel F 2) der größte Einfluss auf den Umgang mit Wissen und Information zugeschrieben. Folgenreich ist sicherlich auch das Recht, hier in Kapitel F 3 dargestellt durch das Urheberrecht und in Kapitel F 4 durch Regelungen für Datenschutz und Informationsfreiheit.
In Kapitel F 5 werden Probleme und Problemlösungen beim Umgang bzw. bei der Aufdeckung von Plagiaten erörtert. Die vierte Regulierungsinstanz, Markt, wurde angesichts ihres größten Umfangs in Teil E Proprietäre und offene Informationsmärkte sozusagen ausgelagert. Alle diese Regulierungsinstanzen sind offensichtlich untereinander mit jeweiliger Wechselwirkung vernetzt, so dass sich symmetrische Relationen zwischen den verschiedenen Instanzen herausbilden.
Mit Kapitel F 6 Informationspathologien – Desinformation schließt sich der Kreis zu der in Kapitel A 1 geführten Diskussion um den Informationsbegriff, aus der der zwar invers dazu stehende, aber in der pragmatischen Begründung nicht unähnliche Desinformationsbegriff nicht ausgeklammert werden kann.

Diese Ausgabe enthält zum zweiten Mal, nach der 5. Ausgabe von 2005, ein Glossar. Deutlich wird darin der breite Wandel bzw. die Erweiterung in der Terminologie der Informationswissenschaft. Das Glossar ist nicht zuletzt durch den kollaborativen Einsatz der Autorinnen entstanden, die i. d. R. selbst die Vorschläge für die Glossareinträge erstellt haben. Erweitert wird der Zugriff auf die Texte durch das Register, das formal als ein (angepasstes) Stichwortverzeichnis zu verstehen ist.

Die vier Herausgeber möchten sich beim Verlag de Gruyter bedanken, dass die lange Reihe der Grundlagen“ nun mit der 7. Ausgabe fortgesetzt werden kann. Insbesondere gilt der Dank Claudia Heyer, die bei de Gruyter insgesamt für die Aquisition in Library and Information Science verantwortlich ist, Dr. Benedikt Krüger, der als Content Editor für Bücher zuständig ist, Meiken Endruweit, die als Lektorin die finale Editierungsarbeit mit großer Sorgfalt geleistet hat und Andreas Brandmair, der die finale Erstellung organisiert hat. Erfreulich und zeitgemäß ist es, dass der Verlag zugestimmt hat, diese Ausgabe der „Grundlagen“ zeitgleich mit der gedruckten Ausgabe als Open-Access-Version verfügbar zu machen. Die dafür erforderliche Finanzierung wurde durch die Unterstützung der Universität Konstanz und des Hochschulverbands Informationswissenschaft möglich. Vielen Dank dafür! Ein spezieller Dank geht an Julia Zingg im Arbeitsbereich von Wolfgang Semar in Chur, Luca Littmann im Arbeitsbereich von Christa Womser-Hacker in der Hildesheimer Informationswissenschaft und Lena Haberzettl im Arbeitsbereich von Dirk Lewandowski an der HAW Hamburg, die sehr viele Kapitel, insbesondere die Literaturverzeichnisse, auf Einhaltung der APA-Regeln überprüft und, wenn nötig, entsprechend angepasst haben. Seit der 2. Ausgabe 1980 sind die Grundlagen ein Gemeinschaftswerk vieler Autorinnen. Die Bereitschaft der Fachwelt an den Grundlagen mitzuwirken, zuerst konzeptionell und dann als Autorinnen, war auch jetzt sehr groß. In dieser Ausgabe wurden die 70 Kapitel von ebenso vielen Autorinnen erstellt, einige von ihnen – alleine oder mit Co-Autor*innen – für zwei, drei oder sogar vier Kapitel. Die Herausgeber bedanken sich für die sich über fast zwei Jahre erstreckende engagierte, fachliche und bereichernde Zusammenarbeit – natürlich, wie üblich bei solchen Sammelwerken, mit einigen Krisen des Umfangs, der Termine und der Überarbeitung. Alles Kleinigkeiten angesichts des erzielten Resultats. Nicht zuletzt möchten sich – vielleicht ungewöhnlich – auch die vier Herausgeber wechselseitig für die außerordentlich kooperative Zusammenarbeit bedanken. </Zitat>

Das Buch ist absolut lesenswert und gibt auch die theoretischen wie praktischen Grundlagen für die Fachgebiete Information Management, Information Governance, Enterprise Content Management, Dokumentenmanagement, Business Process Management & Co.

Dr. Ulrich Kampffmeyer

Curriculum auf Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Kampffmeyer

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