DDB startet Regelbetrieb
1. April 2014 07:11 Uhr | Dr. Ulrich Kampffmeyer | Permalink
Die Deutsche Digitale Bibliothek nimmt nun nach vielen Ankündigungen am 31.03.2014 ihren Regelbetrieb auf: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/news/2014-03-31-001. Die DDB soll das kulturelle Erbe Deutschlands im Internet verfügbar machen.
Das Leitbild der DDB ist "Die Deutsche Digitale Bibliothek schafft über das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands, indem sie die digitalen Angebote deutscher Museen, Bibliotheken, Archive, Denkmalpflegeeinrichtungen, Mediatheken und Forschungsinstitutionen vernetzt und kostenfrei online zugänglich macht. Millionen von Büchern, Archivalien, Bildern, Skulpturen, Musikstücken und anderen Tondokumenten, Filmen und Noten sind so über ein zentrales Portal auffindbar." Folgendes Zitat soll den Zweck der DDB tiefer ausleuchten: "Die DDB ist eine öffentliche, staatliche Antwort auf privatwirtschaftliche Aktivitäten. Datenmonopole müssen verhindert werden, nicht zuletzt deshalb, weil sie – über ihre negativen ökonomischen Auswirkungen hinaus – zu Deutungsmonopolen werden können, die eine freiheitliche Gesellschaft nicht akzeptieren kann."
Nur kann man angesichts der Internet-Multis wie Google wirklich "dagegenhalten"? Ist nicht eher Kooperation die Chance für die Zukunft? Welche Rolle wird die DDB als eigenständiger nationale Organisation angesichts der föderalistischen und lokalen Aktivitäten von Kultureinrichtungen spielen? Und wird die "öffentlich-rechtliche Internet-Kulturschau" Institute davon abhalten, ihre Informationen auch an kommerzielle Anbieter zu vermarkten? Besonders wenn diese mit der kostenfreien Erfassung, Verschlagwortung, Ordnung und freien Zugänglichkeit im Web locken.
Die DDB bietet neben kulturellen Inhalten aus Deutschlands Geschichte (sie ist zugleich auch ein "Durchlauferhitzer" für EUROPEANA) ein API und Norm-Daten für Autoren. Die DDB nutzt auch die Texte von Wikipedia intensiv und stellt für Wikipedia Autorendaten bereit. Dies wurde auch von Wikimedia begrüßt, ist aber für die DDB selbst ein Armutszeugnis. Heise.de dagegen lobt den semantischen Suchansatz: http://www.heise.de/newsticker/meldung/Deutsche-Digitale-Bibliothek-geht-in-den-Regelbetrieb-2158579.html. Die Erwartungen wurden in den vergangenen Monaten sehr hoch geschraubt. Ob die DDB überhaupt Interesse breiter Nutzerkreise wecken kann, muss sich noch zeigen. Das heutige Interface ist wahrlich nicht sexy, der inhaltliche Füllungsgrad ist eher dürftig und der Bekanntheitsgrad der DDB außerhalb der Insider-Kreise ist sehr mäßig. In der Presse und im Web finden sich so auch schon die ersten Kommentare, die DDB sei ein Flop, hier beispielsweise Gregor Dotzauer im "Tagesspiegel": http://www.tagesspiegel.de/kultur/deutsche-digitale-bibliothek-morgen-ohne-stern/9694818.html