IT & Business 2015 – eine vertane Chance?

10. Oktober 2015 07:50 Uhr  |  Dr. Ulrich Kampffmeyer  |  Permalink


Die IT & Business vom 29.9. bis 1.10.2015 führte die drei bisherigen Messen IT & Business, DMS EXPO & CRMexpo unter einem Dach zusammen. Die Chancen, die sich hierdurch für die Aussteller boten, wurden aber unzureichend genutzt.

Ja – weniger Besucher,
ja – weniger Aussteller,
ja – wieder Erfolgsmeldungen mit schwierigen Erklärungen,
ja – ein Erscheinungsbild der Halle wie jedes Jahr.
Ein Fehlstart? Nein!

Die IT & Business fand dieses Jahr erstmals (und auch in den Folgejahren) in der größten Halle, Halle 1 L-Bank-Forum, statt und fasste damit auch räumlich die bisherigen Veranstaltungen zusammen. So wurden auch die Themen der einzelnen Aussteller räumlich bunt gemischt, auch wenn die Stände ein scheinbar immer während gleiches Bild bieten. Unter dem Gesichtspunkt der besseren Bewerbung und Vermarktung war die Auflösung des Dreigespanns, das mit unterschiedlichen Botschaften in der Vergangenheit parallel beworben wurde, notwendig. Mittel und Botschaften ließen sich so besser konzentrieren und kanalisieren.  

Stellt sich die Frage, was machten die Aussteller aus dieser Zusammenführung? Allerorten wird von durchgängiger IT gesprochen, Industrie 4.0 beschworen, die Notwendigkeit der Integration betont, ein einheitliches Information Management angemahnt, die Herausforderung von Allgegenwärtigkeit und Internet der Dinge als Maßgabe für eine einheitliche, moderne IT-Landschaft herausgestellt.
Warum meinen wir nun, dass dieser Neuanfang der IT & Business eine nicht genutzte Chance war?
Nimmt man all die zuvor erwähnten Themen, hätte man wahrhaft eine Gemeinschafts-Show etablieren können. positiv zu sehen beim Industrie-4.0-Showcase. Bei  den meisten Exponaten ging es aber immer nur um die eigenen Produkte des jeweiligen Anbieters. So wurde das Thema Integration und Zusammenwirken z.B. bei den ECM-Anbietern wie immer mit "Mock-Ups" oder "Demo-Dateien" simuliert. Dabei hätte man die Chance gehabt, über die Stände hinweg reale integrierte Geschäftsanwendungen zu zeigen. Z.B. Archivierung mit und auf dem Stand eines ERP-Anbieters nebenan, z.B. elektronische Akte mit einer HR-Lösung auf dem Stand gegenüber, z.B. integrierenden Workflow- und Posteingang gleich mit mehren Ständen von Anbietern kaufmännischer Software in der Halle, z.B. E-Mail-Management und -Archivierung zusammen mit einem CRM-Anbieter auf der anderen Seite, z.B. die Verwaltung technischer Dokumentationen zusammen mit einem PLM-Anbieter um die Ecke – usw. Anstelle von konstruierten Demos und Mockups das volle, wahre Leben. Im kommenden Jahr wird es übrigens keinen Grund mehr geben, diese Integration über Produkt- und Firmengrenzen hinweg, umzusetzen – die Messe Stuttgart investiert in ein neues WLAN in den Hallen. Mit solchen integrativen Ansätzen könnte die IT & Business im Vergleich zu anderen Messen ein neues Profil gewinnen, das wieder mehr Interesse bei allen Besuchern hervorruft. Der Industrie-4.0-Case "Smart Factory" ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.

In unserem IT & Business Review sind wir in den vergangenen Jahren auch immer auf Innovationen und Neuheiten der ECM-Branche eingegangen.
Diesmal nicht (Sinnbild links ein Foto von der IT&Business 2015 zum Thema "Neue Lösungen & Innovation in der Messepräsentation"). 
Der Grund: auch dieses Jahr gab es aus der DMS/ECM/EIM-Branche auf der IT & Business keine Innovationen oder Neuankündigungen – denn letztere wurden schon vorher gezeigt (und wer sich jetzt als Aussteller schlecht behandelt fühlt, kann unten die Kommentarfunktion nutzen und auf seine exklusive Neuvorstellung oder Innovation, die er zwischen dem 29.9. und 1.10.2015 AUF der IT&Business in Stuttgart vorgestellt hat, hinweisen – gern mit Beschreibung und Link). Mit exklusiven Neuvorstellungen und echten, nützlichen Innovationen lassen sich auch neue Besucher anziehen und markante Marketing-Highlights für die Messe setzen. Die Einbeziehung von Start-Ups, denen eine günstige und attraktive Bühne geboten wird, ist eine lobenswerte Entwicklung um das Thema Innovationen auf der Messe voranzubringen.

Auch andere Analysten betonen inzwischen, dass die Funktionalität der ECM-Lösungen matur ist und es keine eigenständige Innovation mehr in der Branche gibt – unser Reden seit Jahren. Die ECM-Branche hat zu dem den möglichen Erfolg und die Visibiltät selbst "angeknabbert", in dem sie mit der nur wenige Wochen zuvor stattgefundenen ECM World terminlich (und auch inhaltlich) der DMS EXPO "auf die Pelle gerückt ist" – von Juni im Jahr 2014 auf September im Jahr 2015. Wie soll man so einen attraktiven Schwerpunkt setzen, wenn sich die Branche zersplittert und sich die Veranstaltungen unnötige Konkurrenz machen? Aber wir wollen hier nicht erneut wie in unserem "Weckruf" vom vergangenen Jahr lästern, der Zug ist für die DMS EXPO sowieso abgefahren.

Die DMS EXPO verschwand als Logo, Titel und Thema in diesem Jahr. Dies hat kaum jemand so richtig wahrgenommen. Den Abgesang gab es nicht nur in unserer Paneldiskussion "Tschüss DMS EXPO" sondern eigentlich schon im vergangenen Jahr – hier die Folien und das Video der Keynote "20 Jahre DMS EXPO" von der IT & Business 2014. Wir werden die DMS EXPO und ihre Strahlkraft, ihren Charakter als Sammelpunkt und Bühne der Branche, vermissen.

Aber es gibt natürlich auch viel Positives und Dankenswertes zu berichten. Zunächst ein ganz herzliches Dankeschön an Frau Schlingelhoff und ihr Team für die tolle Organisation und dass wir wieder prominent mitmachen durften. Ein ganz besonderes "Merci" an Birgit Reber und ihr Team! WIe schon in den vergangenen Jahren war PROJECT CONSULT nicht nur Gast auf dem Stand des DOK.magazin sondern organisierte auch die DOK.live-Session mit. Herzlichen Dank auch an all die Mitwirkenden in der DOK.live-Session am 30.9.: Claudia Baumer, Alexander Gesinn, Christian Habenstein, Christian Hanisch, Joachim Hartmann, Bernd Hoeck, Harald Huber, Reinhard Karger (!), Gerald Martinetz, Wolfgang Seybold und Frank Schönthaler sowie an die Teilnehmer unseres Panels "Kampffmeyers Stammtisch" am 1.10.2015 Thomas Belke, Winfried Felser, Thorsten Riemke-Gurski und Kurt-Werner Sikora.

Selbstverständlich gibt es auch wieder die Folien (Danke an Lena) und die Videos (Danke an das Video-Team der Messe Stuttgart) unserer Veranstaltungen (noch Fehlendes wird nachgetragen):

Jenseits von ECM | Keynote | Dr. Ulrich Kampffmeyer Folien Video
Digital… Business, Transformation, Confusion & Chaos | DOK.live-Session Einführung | Dr. Ulrich Kampffmeyer Folien Video
Wissensgesellschaft – Deutschland im Abseits oder Deutschland ein Leader? | DOK.live-Panel | Dr. Ulrich Kampffmeyer & Reinhard Karger Folien Video
Tschüss DMS EXPO | Kampffmeyers Stammtisch | Dr. Ulrich Kampffmeyer Folien Video

Generell positiv zu vermerken ist, dass sich der Kongress-Charakter der IT & Business nochmals verbessert hat. Die Zahl der reinen Produkt-Werbevorträge hat deutlich abgenommen. Im Vordergrund standen aktuelle Themen, die in Panels, kleinen Workshop beim VOI, in den Sessions von Verbänden wie BITKOM, VDMA und anderen für eine sehr aktuelle und relevante Marktsicht sorgten. Alle aufgenommenen Videos gibt es hier. Die Messe wird durch das hochqualitative Rahmenprogramm stark aufgewertet und sollte das Potential auch zum Erreichen von Besuchern im ferneren Regionen Deutschlands und im angrenzenden Ausland nutzen. Vielleicht sollte man auch wieder die Möglichkeit schaffen, namhafte Sprecher aus dem Ausland für englischsprachige Vorträge und Panels zu gewinnen, um den Fokus einer innovativen, internationalen Veranstaltung zu stärken.

Natürlich gibt es auch noch die offiziellen Berichte der Messe Stuttgart (mit vielen Fotos). 

Im kommenden Jahr findet die IT & Business übrigens vom 4.-6.10.2016 statt.

Bis dann in Stuttgart!
 

Dr. Ulrich Kampffmeyer

Curriculum auf Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Kampffmeyer

Ein Kommentar zu “IT & Business 2015 – eine vertane Chance?

  • IT & Business organisiert sich neu
    17. Dezember 2015 um 15:56
    Permalink

    Aus ursprünglich einem einzelnen Beirat für die IT & Business werden nun zwei: ein Programmbeirat und ein Ausstellerbeirat. Und Frau Schlingelhoff, die bisher verantwortliche Projektmanagerin, übernimmt eine andere Veranstaltung der Messe Stuttgart – ein ganz herzliches Dankeschön für die tolle Arbeit der letzten Jahre!

     

    Welche Auswirkungen wird dies nun für die Messe und das Rahmenprogramm haben?

    • Wird es gelingen, die beiden Beiräte so zu koordinieren, dass es ein einheitliches thematisches Bild nach draußen gibt? 
    • Werden sich die drei bisherigen Messe-Fraktionen der Aussteller im Aussteller-Beirat nun zusammenraufen, eine gemeinsame Botschaft erarbeiten, vielleicht sogar gemeinsame übergreifende Aktivitäten – wie oben beschrieben – planen? 
    • Welchen Stellenwert werden denn die ECM-Anbieter der Veranstaltung in Zukunft beimessen? Nehmen sie die Chance wahr, trotz einer übergreifenden Gesamtveranstaltung, ein eigenes Gesicht zu entwickeln, sich als Branche zu präsentieren?
    • Wird es dem Programmbeirat gelingen die vielen thematischen Überschneidungen der Vergangenheit durch neue Fokussierung zu überwinden? Kann man ein ausgewogenes Programm jenseits der bisherigen drei Messe-Themen-Schwerpunkte konzipieren? Wird es gelingen, das bisherige Rahmenprogramm zu einem echten Kongressprogramm – ohne Produktdarbietungen – als den Mehrwert der IT & Business zu etablieren? 

    PROJECT CONSULT wird hier – zusammen mit dem DOK.magazin – auch in 2016 ihren Beitrag leisten.

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