Ist der aktuelle ECM-Ansatz noch zeitgemäß?

14. Juni 2015 11:41 Uhr  |  Dr. Ulrich Kampffmeyer  |  Permalink


Kollege Frank Hamm wirft auf XING die Frage auf "Ist der aktuelle ECM-Ansatz noch zeitgemäß" und bezieht sich darin auf einen Blogbeitrag von Björn Negelmann. Björn stellt  darin fünf Themen heraus: "FÜNF THEMEN DER DIGITALEN TRANSFORMATION, DIE DEN ECM-ANSATZ VERÄNDERN WERDEN".

"Verändern werden" passt schon mal nicht, richtig wäre "verändert haben". Der Markt ist längst weiter. Die fünf Themen, die ECM verändern werden, sind:

  • Digitale Kunden-(Service-)Orientierung
  • Flexiblere Formen der Zusammenarbeit
  • Mobilisierung von Endgeräten und Offline-Fähigkeit
  • Wissensaufbereitung und Arbeitsunterstützung der Informations- und Wissensarbeiter
  • Notwendigkeit nach IT-Flexibilität

Leistet ECM dies nicht schon immer? Wenn man ECM richtig positioniert hat?

Bereits 2003 galt der Ansatz, daß ECM Enterprise Content Management ein Dienstekonzept ist, das als Infrastruktur die Handhabung von Content – strukturiert und unstrukturiert – unterstützt (z.B. Whitepaper 2003Vortrag 2003). ECM stellt schon immer kontrolliert Informationen für andere Anwendungen dar, z.B. für Kundenservices, mit collaborativen Ansätzen zur Unterstützung neuer Arbeitsformen, Bereitstellung von Informationen zur Wissensaufbereitung und als flexible Dienste in der Infrastruktur für alle Anwendungen des Unternehmens. Stellt sich eher die Frage, ob die fünf Themen direkt Gegenstand von ECM sind oder ob ECM diese nur unterstützen muss. Also die Frage, was ist macht ECM eigentlich aus, was ist Bestandteil von ECM?

Vielfach wird ECM nur reduziert betrachtet – in Gestalt einer Art "Wanne" für Input, Verwaltung, Archivierung und Ausgabe von schwach und unstrukturiertem Content, die sich unter die eigentlichen Anwendungen schiebt. Schon immer waren Collaboration, ortsunabhängige Nutzung von Informationen, Bereitstellung der Information für verschiedenste Anwendungen. Business Process Management zur Unterstützung der Prozesse, Offline-Nutzung mit Checkin/Checkout usw. Bestandteil des ECM Konzeptes. So gesehen stellt die Themenliste nichts Neues dar. Und sie berücksichtigt noch nicht einmal die aktuellen Herausforderungen, die digitale Transformation in allen Lebens-, Gesellschafts-, Verwaltungs- und Wirtschaftsbereichen mit sich bringt.

Die Frage müßte eher lauten, ist die Begrifflichkeit und die Positionierung von ECM noch zeitgemäß.

Dies habe ich bereits in den Jahren 2007, 2008, 2009 in Frage gestellt. Die Interpretation der Begriffe "Enterprise" und "Content" sind hier eher ein terminologisches Problem. Seitens der Anbieter definierte man ECM gern unter dem Gesichtspunkt, was denn die eigenen Systeme leisten. Eine eher eingeschränkte und technologisch/funktional geprägte Sicht. Es gilt aber alle Information im Unternehmen, des Unternehmens und für das Unternehmen unternehmensweit zu erschließen und zu verwalten. Die Betonung liegt auf Verwaltung und Erschließung. Meines Erachtens dient ECM nicht dazu Fachanforderungen abzubilden.

Im Blog-Eintrag von Björn Negelmann wird meines Erachtens auch nur auf längst bekannte Entwicklungen abgehoben, die ich seit 10 Jahren immer wieder als Herausforderungen und Chancen für ECM beschrieben habe. Ein Blick in unsere Sammlung unserer jährlichen Update-Dokumentationen macht dies deutlich: (seit 2001 EIM Update Handouts).

Aber auch in Artikeln (z.B. 2003 Von ECM zu EIM) und zahlreichen Vorträgen (z.B. 2007 ECM 2.0, 2008 Von ECM zu EIM; 2009 From ECM to EIM; 2010 Die Zukunft von ECM; 2011 ECM – Strategien für das aktuelle Jahrzehnt, usw. usw.) findet sich diese Ansicht. Auch die Auswirkungen des SMAC-Stack, Social, Mobile, Analytics und Social sind seit langem ein Thema. Doch wieder bleibt die Frage – sind dies Themen für ECM selbst oder ist ECM eine unterstützende Infrastruktur.

Der Beitrag von Björn zeigt meiner Meinu8ng nach lediglich die Probleme der "Neu-Findung" einer Branche, die eigentlich keine mehr Branche mehr sein will, aber eine ist.

Betrachtet man ECM Enterprise Content Management als Infrastruktur, dann macht ECM auch als Bestandteil von EIM Enterprise Information Management Sinn.

Meines Erachtens sollte man aber inzwischen nur noch von Information Management (ohne das Enterprise) sprechen, denn die Grenzen der Unternehmen lösen sich auf. Betrachtet man "Content" als allgemeingültigen Begriff für beliebige elektronische Inhalte, so ist die Lücke zwischen Coded und Non-Coded Information längst geschlossen, da es generell um Information geht – digitale wie auch analoge. Neue Medien und neue Informationskanäle erfordern einen weiter gefassten Blick auf alle Informationen, aus denn die werthaltigen und aufbewahrungspflichtigen erst extrahiert werden müssen. ECM ist einerseits Infrastrukur und integriert inzwischen andererseits neue technologische Ansätze, um die Informationen besser verarbeiten zu können. ECM gewinnt im Prinzip angesichts der Informationsflut und der immer größer werdenden Abhängigkeit von der Verfügbarkeit und Richtigkeit von Information sogar an Bedeutung als notwendige Infrastruktur für die Informationsverwaltung.

 

Fassen wir es einfach zusammen – die Themen sind zumindest für mich nur Einsichten in das, was am Markt schon lang gang und gäbe ist. ECM muss als Infrastruktur die aktuellen Anforderungen und zukünftigen Anforderungen unterstützen.

Ulrich Kampffmeyer

Dr. Ulrich Kampffmeyer

Curriculum auf Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Kampffmeyer

9 Kommentare zu “Ist der aktuelle ECM-Ansatz noch zeitgemäß?

  • Einladung zur Beerdigung von ECM - mit Streuselkuchen :)
    5. Juli 2015 um 14:17
    Permalink

    Die Diskussion zum Thema "Ist der aktuelle ECM-Ansatz noch zeitgemäß?" ist weitergegangen. Zwischenzeitlicher Höhepunkt war der Satz "Ich nehme ein Stück Streuselkuchen bei der Beerdigung und dann feiern wir gemeinsam."

    Eine Reihe von Kollegen haben ihre Ansichten zum Thema gepostet: Paul Caspers, Michele Barbato, Björn Negelmann, Jens Büscher, Frank Hamm, Peter Rösch, Karsten Päthke, Henner von der Banck, Michael Kern und andere. Dabei bewegt sich der Diskussionsfluss weg vom traditionellem ECM hin zu dem, was zukünftig die Branche und den Markt ausmachen könnte.

    Zu den Beiträgen der letzten Tage gibt es von uns eine Antwort (in zwei Postings, da für einen Kommentarbeitrag zu lang):

    http://bit.ly/ECMzukunft1

    und

    http://bit.ly/ECMzukunft2

    Wenn die Diskussion zur Ruhe gekommen ist, werden wir hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse veröffentlichen. Und natürlich ist dies auch Thema der Keynote "Jenseits von ECM" und der Podiumsdiskussion "Kampffmeyers Stammtisch" auf der diesjährigen IT & Business in Stuttgart (http://bit.ly/PC_ITB15).

    Antwort
  • Ist ECM noch zeitgemäß? Die Diskussion geht weiter
    14. Juli 2015 um 13:25
    Permalink

    Die Diskussion auf XING, ob der Begriff und die Ausrichtung von ECM Enterprise Content Management noch sinnvoll sind, läuft inzwischen weiter: http://bit.ly/XINGECM Inzwischen sind es 58 Kommentare und über 7500 Aufrufe.

    Das Thema lässt sich in meinen Beiträgen bis 2007, 2008 zurückverfolgen – gleicher Tenor, ähnliche Erkenntnisse – nur mit dem Unterschied, damals hat dies keiner der Anbieter ernst genommen. Ich verweise hier mal nicht auf einen meiner Vorträge zum Thema, sondern auf ein Interview für die Competence-Site: http://bit.ly/CS-ECM  Dort Frage 4, Seite 5.

    Antwort
  • Was kommt nach ECM? Debatte auf XING
    1. August 2015 um 9:49
    Permalink

    Seit 6 Wochen läuft die Diskussion in der XING-Gruppe Information & Document Management zum Thema „Ist der aktuelle ECM-Ansatz noch zeitgemäß?“ (http://bit.ly/ECMnext). Persiflierend könnte man sagen, der aktuelle – NEIN -, der ursprüngliche Ansatz – JA -.

    Lässt man die Diskussion der letzten Wochen einmal Revue passieren, so zeigen sich drei verschiedene Schwerpunkte:
    [1] die Kräfte, die ECM verändern und erweitern,
    [2] die Bedeutung von ECM für die Branche selbst und
    [3] Nutzen und Wichtigkeit des Themas ECM für Anwender.

     

    [1] Eine Auflistung einiger Kräfte, die ECM verändern, war Anlass für diese Diskussion. Die gefühlte Wichtigkeit und die Eigenständigkeit des Branchen-Begriffes ECM Enterprise Content Management werden in Frage gestellt. Die Protagonisten von ECM, die einst den Begriff geschaffen und eingeführt haben, sind selbst ins Trudeln geraten – so zu sehen bei der AIIM international, die einerseits am Begriff ECM festhalten will andererseits aber die aktuellen Entwicklungen mit „einfangen“ muss. Ein schwieriger Spagat. Denn die Entwicklungen, die die digitale Transformation befeuern, nehmen keine Rücksicht auf das ursprüngliche Konzept von ECM. ECM wird seit Jahren schon links und rechts von anderen Entwicklungen überholt. Die Entwicklung ist disruptiv und hat so ECM grundsätzlich in Frage gestellt. zumindest so, wie es die meisten Anbieter ECM im Markt positioniert haben. Es macht daher wenig Sinn, ECM immer wieder neu aufzupolieren, zu modifizieren, zu ergänzen, damit es in die neuen Trends passt. Wäre es nicht besser, man lässt ECM wie bisher wohldefiniert als Kern einer neuen Vision des Informationsmanagements? So bliebe die Identifizierbarkeit und der Wert von Enterprise Content Management erhalten. lediglich der Stellenwert ändert sich. Das Konzept von ECM selbst, ist keineswegs überholt, wenn man an die Prinzipien aus dem Jahr 2001 denkt. ECM sind Dienste, sind Infrastruktur. ECM stellt Informationen beliebigen Anwendungen im benötigten Format bereit. ECM bietet ein universelles, für alle Informationen geeignetes Repository. ECM führt unstrukturierte Informationen mit strukturierten Daten zusammen. Alles noch gültig – aber nur noch im Untergrund der Systeme. ECM ist weiterhin eine notwendige Infrastruktur-Komponente, die Anwendungen und Anwendern Information im Kontext aktuell, situationsgerecht, richtig und im Kontext in Prozessen und als Wissen zur Verfügung stellt. Begreift man ECM im ursprünglichen Sinn als Strategie, Vision und Methodik – und eben nicht nur als technische Systeme und deren Funktionen – sind diese Werte weiterhin erhaltenswert.

     

    [2] Die Frage, ob ECM geeignet ist, eine Branche zu beschreiben, um ihr Visibilität und Identifizierbarkeit zu geben, muss heute eher mit Nein beantwortet werden. Viele der Traditionsanbieter wollen sich nicht mehr in die Fach einsortieren lassen und favorisieren andere Einordnungsbegriffe wie Social Business, Enterprise Information Management, Informationslogistik oder Information Management,. Eine einheitliche neue Linie für alle lässt sich nicht erkennen. Neue Anbieter lassen den Begriff ECM gleich links liegen. Und auch diejenigen Anbieter, die bisher ECM dominieren, trugen ihr Teil zur Entfremdung bei – in dem jeder für sich ECM anders definierte. ECM musste herhalten, als Beschreibung für das, was das eigene Produkt konnte. Eine Umkehrung des Ansatzes. Und so ist denn ECM heute eher als Sammlung nur noch einiger weniger Grundfunktionen wie Erfassung, Archivierung und Dokumentenmanagement geendet – und nicht mehr die umfassende Disziplin mit BPM, mit WCM, mit Records Management usw. So gesehen ist die grundsätzliche Kernfunktionalität von ECM nur noch ein Schatten ihrer selbst. Und wenn man es noch nicht einmal geschafft hat, das ursprüngliche Konzept mit allen Komponenten mit Leben zu erfüllen – welchen Sinn macht es dann, weitere aktuelle Trendfunktionen diesem Restbestand hinzuzufügen? Als Branchen-Bezeichnung ist ECM tot. International vollzieht sich dieser Wandel bereits. Wichtige Kernkomponenten von ECM leben eigenständig weiter: Records Management als Grundlage für Information Governance, Capture zur Datenerfassung und Aufbereitung für beliebige Systeme, Archivierung zur Bewahrung der Informationen. Besonders die Komponenten, die Digitalisierung und Automatisierung unterstützen finden auch in den neuen Trends ihren Platz. Letztlich geht es geht es weiterhin um ein paar Grundprinzipien: Information zu verwalten, zu bewahren und zu erschließen. Daher ist Information Management die Klassizifierung der Wahl, denn es macht keinen Sinn mehr strukturiert und unstrukturiert, Daten, Assets, Content, Dokumente usw. zu unterscheiden. Alle Information muss einheitlich und übergreifend gemanaged werden. „Management“ ist das Stichwort. Dies bedeutet, dass man mit den funktionalen Bausteinen und Methoden nicht auch versucht Fachanwendungen und andere Verarbeitungssoftware nachzubauen. Information Management erfüllt einen Zweck: Verwalten, Bewahren und Erschließen. ECM-Technologien steuern hierfür Grundfunktionen bei, die einerseits Services für andere aktuelle ITK-Lösungsansätze sind, andererseits aber auch um neue funktionale Komponenten und Funktionen angereichert werden, um den neuen Aufgaben jenseits des traditionellen ECMs gewachsen zu sein.

     

    [3] In der Diskussion wurde von Anwendern und für Anwender auf deren Bedürfnisse und deren Perzeption von ECM hingewiesen. Dies ist richtig. Anwenderorganisationen kaufen die Lösungen (oder sollen dies zumindest tun), Anwender arbeiten mit den Systemen (wenn man denn angesichts der Komplexität damit arbeiten kann). Anforderungen der Anwender und der Anwenderorganisation bestimmen Nutzungsmodelle und Funktionsumfang (wenn denn von den Marketiers den Anwendern nicht etwas anderes eingeredet wurde). So gesehen müsste die Funktionalität der sogenannten ECM-Lösungen nach über 15jährigem Bestehen des Konzeptes ECM doch die Anwenderanforderungen 100% widerspiegeln – oder? Warum ist dies nicht nicht so? Auch international konnte der Begriff ECM nie einen großen Stellenwert erreichen. Es war allgemein nicht bekannt, kursierte nur bei Anbietern, Anwendern und Beratern, die sich mit dem Thema auseinandersetzten: Information verwalten, bewahren und erschließen. Nicht sexy genug, als zu wenig wichtig in den Führungsetagen angesehen? Ohne das Thema „Compliance“ – Erfüllung rechtlicher Vorgaben – sowieso nicht relevant? Die Anbieter in den Deutschland haben den Anwendern durchaus zugehört und da war von ECM wenig zu hören: man fragte nach Workflow, nach Archivierung, nach Posteingang, nach Rechnungsverarbeitung, nach elektronischen Akten. Alles Themen, die man mit Hilfe von ECM-Werkzeugen umsetzen kann. Der Begriff ECM selbst ist dafür nicht wichtig. So haben sich denn in Deutschland weiterhin bei Anwendern die Begriffe Dokumentenmanagement und Archivierung als Annäherung an das Thema ECM gehalten. Für eine Klassifikation einer Branche sind diese Themen aber zu eng und altbacken. Wenn ein Anwender für eine Aufgabenstellung eine Lösung sucht, blickt er natürlich auf eine Gruppe, eine Branche, von Anbietern, die diese Lösung anbieten. Gibt es die gewünschte Lösung nicht von mehreren Anbietern oder kann er die Anbieter nicht identifizieren, wird es zum Gestocher mit dem Risiko von Fehlentscheidungen. Bei Interessenten hilf also ein gemeinsames Auftreten im Markt allen beteiligten Anbietern. Aber auch wenn man schon solche Lösungen einsetzt, ist die Identifizierbarkeit einer Branche wichtig. Standards einer Branche sichern Interoperabilität und Schnittstellen in andere Softwarewelten, Güte und Qualität werden im Vergleich messbar, man gewinnt die Sicherheit, auch mit einem anderen Anbieter Kontinuität in der Informationsverfügbarkeit gewinnen zu können, man ist mit seiner Entscheidung nicht „einsam“. Das Vorhandensein einer Branche ist so beim Anwender nicht nur im Stadium der Produktauswahl wichtig sondern auch kontinuierlich während der Nutzung. Bleibt man bei der Postulat einiger Posts, dass den Anwender nicht interessiert, ob das Ganze nun DMS, ECM oder EIM heißt, muss sich die Branche fragen, wie ist die Öffentlichkeit zu informieren, wie ist das Thema zu „verbreiten“ (um nicht „vermarkten“ zu sagen) das alle die Bedeutung des Erfassens, Bewahrens und Erschließens von Information deutlich und bewußt zu machen? Wir sind – Unternehmen, Verwaltung, Gesellschaft – inzwischen zu 100% von der Richtigkeit und Verfügbarkeit von Infiormation abhängig geworden. Information Management ist keine Option, kein Nice-to-Have, es ist von existentieller Bedeutung. Da dies auch bei immer mehr Anwenderorganisationen auf Entscheidungsebene erkannt wird, heißt es eigentlich nur, offene Türen einzurennen. Dabei ist es aber notwendig sich von sperrigen, unverstandenen Akronymen zu lösen und als Branche mit einer einheitlichen. neuen Botschaft aufzutreten. Nur so lässt sich die Kluft zwischen Anwendern und Anbietern überwinden: mit Ehrlichkeit, mit Offenheit, mit Klarheit, mit Beschränkung auf das, was man wirklich kann, mit nachweisbarem Nutzen, sinnvollen und angemessenen Lösungen. Eine neue Vision ist gefordert, die Anwender wie auch Anbieter gleichermaßen verstehen und für wichtig erachten.

     

    Als Branchenbezeichnung ist ECM tot. Eine neue Vision, ein allerseits akzeptierter neuer Übergriff ist aber in der Branche noch nicht in Sicht. Wir bleiben bei „Information Management“.

    Ulrich Kampffmeyer

    Antwort
  • #ECM, ‪#‎ECMnext‬, ‪#‎nextECM‬, ‪#‎postECM‬ oder ‪#‎EIM‬ ...
    31. August 2015 um 9:16
    Permalink

    Im Markt überschagen sich die Vorschläge, was denn aus ECM werden soll: Next-ECM, ECM-Next, NextGen-ECM, Post-ECM, Agile-ECM, Social-ECM, EIM Enterprise Information Management usw. Aber was für Eigenschaften und Funktionen sollen denn die neuen Ansätze charakterisieren? Im Diskussionsstrang zur Zukunft von ECM Enterprise Content Management auf XING – 60 Kommentare und mehr als 12000 Aufrufe – gibt es eine Liste, was man von einem zukünftigen EIM oder ECMnext System erwarten kann: http://bit.ly/ECMzukunft2

     

    Zunächst ist da einiges aus der ECM Vision, was wir mitnehmen sollten (denn es behält seinen Wert und ECM-Funktionalität bildet immer noch das funktionale Herz des Informationsmanagements; "a" für herkömmliches ECM):

    (a1) Die Vision, alle Informationen unabhängig von Ort, Zeit, Format, Gerät, Erzeuger und Anwendung nutzen zu können.

    (a2) Das einheitliche föderierte Repository (das durchaus aus verschiedenen Systemkomponenten bestehen kann) für alle Arten von Informationsobjekten

    (a3) Informationen strukturiert mit Metadaten zu finden, verwalten, erschließen, schützen und bereitstellen zu können.

    (a4) Funktionalität für die Verwaltung und Erschließung als Dienste allen Anwendungen zur Verfügung zu stellen.

    (a5) Information im Kontext immer aktuelle und vollständig in Prozessen und als wissen nutzen zu können.

    (a6) Das Konzept der "Record" um wichtige, wertvolle Informationen von allen anderen unterschieden zu können und den Lebenszyklus der Records zu verwalten.

    (a7) Die Erfüllung rechtlicher und regulatorischer Vorgaben durch sichere, nachvollziehbare, vollständige und geschützte Verwaltung aller relevanten Informationen.

    (a8) Das Schützen und Sichern der Information zur Bewahrung des Wissens der Unternehmen.

    (a9) Die einfache, situations- und nutzungsgerechte Bereitstellung der Informationen

    (a10) … weitere Ideen?

     

    Und dann ist da die aktuelle Welt des SMAC-Stack, von Ubiquitous und Automatisierung, der ständigen Veränderung, der Consumerization, von … was da noch alles kommen wird ("n" für die Neue Welt des Informationsmanagements):

    (n1) Raus aus dem "Enterprise" Gefängnis – nicht mehr nur "im" Unternehmen" oder "unternehmensweit" sondern auch die Kontrolle der Informationen "außerhalb" und "für" das Unternehmen, die Einbeziehung von Kunden, Partnern, Verwaltung, Öffentlichkeit in das Informationsmanagement der Organisation.

    (n2) Weg mit der Trennung von "strukturierten Daten" und "unstrukturierten Dokumenten" – es müssen alle Informationen unabhängig von Format und Quelle verwaltet und erschlossen werden.

    (n3) Nutzbarmachung der Information durch Verdeutlichung, dass Information einen Wert hat, ein Gut darstellt, das es notwendig macht, Information zu pflegen und die Qualität zu erhalten. Die Information selbst in den Vordergrund stellen, nicht das technische Management.

    (n4) Der Automatisierung bei Finden, Erschließung, Klassifkation, Analytics usw. durch Kombination mit kontrollierten Stamm-, Bewegungs- und Metadatenbeständen eine neue Qualität verleihen und auch den automatischen Aufbau von Verwaltungs- und Erschließungsstrukturen sowie deren kontinuierliche Weiterentwicklung unterstützen.

    (n5) Fokussierung auf Nutzungsmodelle und unterbrechungsfreie Prozesse, in die Informationen im Kontext eingespielt werden und die den Informationsfluss steuern.

    (n6) Selbstdokumentierende Lösungen, die sich selbst nach den gleichen Kriterien verwalten, die die gespeicherten Informationen, Protokolle, Audit-Trails usw.

    (n7) Intuitive Benutzerschnittstellen, denen es egal ist, in welcher Form eine Information vorliegt, und die auch mit den modernen Technologien der Spracherkennung, grafischer Visualisierung und von Apps umgehen können.

    (n8) Nicht mehr Suchen, sondern Finden! Information im Kontext automatisiert und situationsgerecht bereitstellen.

    (n9) Die Information dem Anwender folgen lassen, über sprachliche, geographische und Plattform-Grenzen.

    (n10) Die Funktion "Drucken" aus allen Anwendungen und Betriebssystemen abschaffen und durch die Funktion "Dokumentieren" ("automatisch klassifizieren und wegordnen") ersetzen.

    (n11) Die notwendige Funktionalität des Informationsmanagements auf Betriebssystem- und Plattform-Ebene direkt integrieren, damit nicht extra Programme angeschafft und betrieben werden müssen. Informationsmanagement ist eine Basis-Funktionalität aller Systeme!

    (n12) Bei Erfassung wie auch bei Bereitstellung automatisiert und per Vererbung alle für die spätere Nutzung notwendigen Informationen ermitteln um den "manuellen Flaschenhals" zu überwinden.

    (n13) Analytics und BPM-Prozess-Auswertung nutzen, um selbstlernende System zu schaffen, die sich auch selbst optimieren und den Benutzer in Entscheidungssituationen führen können

    (n14) Altertümliche Hilfefunktionen und Handbücher durch interaktive, situative und direkt integrierte E-Learning-Module in den Anwendungen ersetzen

    (n15) Selbst-migrierende Systeme schaffen, die bei Veränderungen selbst die Ausgangssituation und die Zielsituation analysieren und alle Logik, Regeln und Informationen automatisiert umstellen – beginnend bei der Überführung von Dateisystemen in strukturierte Ablage des Informationsmanagement bis hin zur Ablösung von Altsystemen und Überführung in eine neue Lösung

    (n16) Ideen … ?

     

    Quelle: http://bit.ly/ECMzukunft2

    Antwort
    • Document viewing & streaming
      1. September 2015 um 14:30
      Permalink

      With respect to your "n" list of new features I like to add document streaming. Since Deezer or spotify streaming is a huge trend. Because it is efficient saving the dowload time & securing the original document. Another feature of the streamed documents is that we can log more easily the user's behavior, which can provide a better understanding of the real "reading" of the document by analysing (page turn, scroll up & down, page browsing,global time spent, first and last pages seen…) if we think a bit it is far better than a postmail or a download because there is certainty about the quality of access to the content ! We promote a french tech edited by arondor: http://www.arender.fr We edit the documentum version : http://arender.aerow.fr . Marc WOLFF

      Antwort
  • ECMguide.de-Interview zur Zukunft von ECM
    1. September 2015 um 13:01
    Permalink

    Zum Thema der Diskussion um die Zukunft von ECM Enterprise Content Management auf XING http://bit.ly/XINGECM gibt es auch ein längeres Interview auf ECMguide.de http://bit.ly/ECMguide_DrUKff

    Das Interview gibt es demnächst hier auch ohne Aufteilung in einzelne Webseiten als PDF.

    Antwort
  • "ECM ist tot" - eigentlich war schon alles gesagt
    8. Juni 2017 um 5:10
    Permalink

    Der Diskussionsstrang „Ist der aktuelle ECM-Ansatz noch zeitgemäß?„, beginnend im Jahr 2015 auf XING (http://bit.ly/ECMzeitgemaess), nahm eigentlich die Diskussion um „ECM is dead!“ vorweg. Auch damals hieß es schon „ECM als Branchen-Bezeichnung ist tot!„.
    Genaugenommen schrieb ich bereits 2007 vorausblickend im „Diskurs“ den Satz „…sehe den Zug von ECM Enterprise Content Management eigentlich schon in Richtung eines ganzheitlichen IM Information Management oder EIM Enterprise Information Management … abfahren“. Dennoch hat sich der Branchen-Begriff „ECM“ 10 weitere Jahre nicht nur gehalten sondern breitere Akzeptanz gefunden – bei den Einen früher, bei den Anderen später. In Deutschland ging es überhaupt erst in dieser Zeit los, dass ECM Enterprise Content Management promotet wurde.
    Aus der Vielzahl der Möglichkeiten der Weiterentwicklung und Neufokussierung von ECM blieben wir bei PROJECT CONSULT damals einfach beim Begriff „Information Management“ als Dach für alle Lösungen rund um Enterprise Content Management und Enterprise Information Management. Die Begründung und Herleitung fand sich dann in Beiträgen wie „Warum nur noch Information Management“ oder der Weg dorthin – „von ECM über EIM zu Information Management„.
    Nunmehr schreibt John Mancini „ECM – Reports of My Death Are Greatly Exaggerated„.
    So richtig tot ist also ECM wohl doch nicht. Die Diskussion kann also weitergehen …denn eigentlich ist schon alles gesagt, nur noch nicht von Allen  😉
    Ulrich Kampffmeyer

    Antwort
  • ECM: Nachrichten über meinen Tod sind maßlos übertrieben ...
    9. April 2018 um 11:51
    Permalink

    Die Diskussion um ECM – eigentlich oder schon wieder aktuell. Der Markt für ECM(S) floriert wohl in Deutschland, wenn man Bitkom und Anbietern Glauben schenkt. Beim Grundverständnis hakt es meiner Meinung nach aber immer noch vielfach:

    • Es gibt keine ECM-Software sondern nur Software, die ECM unterstützt: Enterprise Content Management ist in erster Linie Vision, Strategien und Methoden; es geht um Prozesse, Organisation und Menschen; und ganz zuletzt um Technologie, Software & Werkzeuge.
       
    • „There is no such thing as ECM Software but only software supporting ECM, because Enterprise Content Management is first Vision, Strategy and Methods, it is about People, Organisation and Processes, and last about Tools, Software and Technology.“ 

    #ECM #ECMisnotdead

    ECM - Nachrichten über meinen Tod sind maßlos übertrieben

    Antwort

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