Ist die ComputerBILD ein Maßstab für ECM?
9. Februar 2018 09:01 Uhr | Dr. Ulrich Kampffmeyer | Permalink
Immerhin kann man schon einmal feststellen, dass Themen wie DMS und ECM auch in der ComputerBild aufschlagen. Statista befragte vom 16. Oktober bis 11. Dezember 2017 über 3000 Endanwender und eine Reihe von Experten zum Thema Unternehmenssoftware. Dabei handelt es sich um eine Aktion der ComputerBild (http://bit.ly/TrustedSolutions2018). Und zu Unternehmenssoftware gehört natürlich auch Enterprise Content Management dazu (http://bit.ly/TrustedSolutionsECM18). Es geht um das Siegel Trusted Solutions. Kriterien sind „Die Software des Anbieters erfüllt Leistungsversprechen, funktioniert zuverlässig, ist sicher und wird fortlaufend weiterentwickelt„.
Positiv ist zunächst, dass das Thema Dokumentenmanagement und Enterprise Content Management überhaupt in einer „Mainstream“-Zeitschrift wie ComputerBild auftaucht. Andererseits zeigt sich, dass die Einordnungen ziemlich willkürlich sind. In der Befragung ging es um unterschiedliche Arten von Unternehmenssoftware wie Finanz- und Rechnungswesen, Marketing und Vertrieb, Cloud-Dienste, Kommunikation und Personalwesen. Hinzugenommen wurden auch Lösungen für Organisation und Verwaltung. Hier finden sich dann Dokumentenmanagement und ECM, wobei tunlichst ignoriert wird, dass Dokumentenmanagement nur ein Teilbereich von Enterprise Content Management darstellt. Dass auch die Zuordnungskriterien für Produkte ziemlich unscharf sind, zeigen die Ergebnisse. Bei Dokumentenmanagementsoftware liegen Docuware, Lobo DMS und Datev auf den vorderen Rängen. Zumindest Docuware und DM Dokumentenmanagement sehen sich vom Portfolio her durchaus als vollwertige ECM-Anbieter. Bei der Datev ist Dokumentenmanagement nur ein Seitenzweig des Portfolios, der produktseitig nicht sehr gut besetzt war, da der eingebundene Produkthersteller mehrfach den Besitzer wechselte und aktuell eigentlich keine passable Lösung vorhanden ist. Weitere Anbieter sind Actiware, AMS, Microtech und SAP, die eigentlich auch nicht zu den DMS-Produktanbietern im engeren Sinne zählen.
Bei ECM Enterprise Content Management führt Amagno. Die folgenden Plätze belegen SAP und BPI Solutions. Nun, Amagno ist auf dem Weg zu einem ECM-Portfolio, aber im Vergleich mit internationalen Anbietern noch nicht ganz angekommen. SAP hat immer mehr ECM-Funktionalität integriert und aufgesogen, ist aber kein klassischer ECM-Anbieter. ECM ist „unter ferner liefen“ eingeordnet und wird zum Teil mit Partnerprodukten wie OpenText adressiert. Und BPI Solutions? Ein klassisches Systemhaus, dass auch DMS und Archivierung anbietet – auf Basis des Produktes Hyparchive.
Interessant ist, dass mit einem Mal auch eine Klassifizierung wie GRC Governance, Risk Management & Compliance auftaucht (mit SAP und IBM als Anbietern). Vielleicht wird es in Deutschland ja doch noch einmal etwas mit dem Thema „Records Management“.
Zusammenfassend: es wurden Äpfel mit Birnen verglichen. In Bezug auf die Themen passen weder Kriterien noch Zuordnung. Sich jetzt mit dem Siegel „Trusted Solution“ schmücken zu können betrifft die Unternehmen, aber nicht die Funktionalität der Produkte.Und ob die Bild-Zeitung nun wirklich als Maßstab für unsere Branche dienen kann, darf bezweifelt werden.