Forrester Wave RPA 2021
17. März 2021 10:53 Uhr | Dr. Ulrich Kampffmeyer | Permalink
Das Analystenhaus Forrester hat am 15.3.2021 ihre Studie „The Forrester Wave™: Robotic Process Automation, Q1 2021“ veröffentlicht. Autoren der RPA-Marktstudie sind der Analyst Bernhard Schaffrick zusammen mit Glenn O’Donnell, Guannan Lu, Elitsa Kortenska und Diane Lynch. Forrester bewertet in der Studie 14 international tätige Anbieter, die als relevant für den Markt eingeschätzt werden. Die Studie kann kostenfrei nach Registrierung der persönlichen Kontaktdaten bei den in der Studie berücksichtigten Anbietern wie z.B. UIPath heruntergeladen werden: http://bit.ly/31dSFmA.
Die 14 Anbieter sind Automation Anywhere, Blue Prism, Cyclone Robotics, Datamatics, EdgeVerve, Hyland, Kofax, Kryon, Microsoft, NICE, Pegasystems, SAP, UiPath und WorkFusion. Einige sind bereits aus den Tagen von ECM & BPM gut eingeführt. Kofax hat sich z.B. vom Capture-Spezialisten zum Automatisierungsanbieter gewandelt. Microsoft ist dabei, RPA-Funktionalität in seine M365-Platform einzubauen. Hyland und SAP haben aktuell Unternehmen dazugekauft, um ihre Position im Automatisierungstrend zu verbessern. Einige Anbieter sind noch relativ unbekannt, andere fehlen. Aus dem Feld sticht aber weiterhin UIPath als einer der führenden Anbieter international heraus.
Die Bewertung von Forrester basiert auf 25 Einzelkriterien, die in Gruppen „Aktuelles Angebot“ (Discovery, bot ideation, portfolio, and ROI; Bot design and development; Bot deployment, management, and analytics; Bot governance, platform model, and security; General platform capabilities), „Strategie“ (Product vision; Performance; Innovation roadmap; Supporting products and services; Partner ecosystem; Delivery model) und „Marktpräsenz“ (Enterprise RPA customers; Enterprise customers; Product revenue) zusammengefasst sind. Die Einzelbewertungen dieser Kriterien sind in der Studie veröffentlicht – jedoch sagt dies nichts aus, was wirklich an welcher Funktionalität oder gar innovativen Funktionen berücksichtigt wurde. Diese Details fehlen. Daher darf man auch die Grafik mit den Positionen der Unternehmen nicht überbewerten.
Sieht man sich die Positionierungen in der Wave an, so rückt das ganze Feld ziemlich nach rechts in Richtung „Leaders“.
Bei den Herausforderern findet sich niemand mehr.
Bei den „Contenders“, etwas abgeschlagen, nur Kofax und Datamatics.
Mit einem stärkeren Produktangebot finden sich bei der „Strong Performers“ Unternehmen wie Blue Prism, EdgeVerve und WorkFusion. Alles eher jüngere Unternehmen, die keinen Ballast mit sich herumschleppen müssen. Im Mittelfeld haben sich dann SAP (mit Signavio), Hyland (mit Another Monday), Cyclone Robotics und Pegasystems platziert.
Bei den „Leaders“ liegen NICE, Kryon und Microsoft noch dicht beieinander während sich Automation Anywhere und UIPath ein Rennen um die Führungspositionen liefern. Microsoft hat inzwischen gut aufgeholt.
Die Forrester Wave zu RPA erschien zuerst in 2018, dann in 2019 und jetzt wieder in 2021. Zum Vergleich der Positionen und Kriterien hier die beiden vorangegangenen Besprechungen:
- Forrester Wave Robotic Process Automation 2018 http://bit.ly/RPA_18
- Forrester Wave Robotic Process Automation 2019 http://bit.ly/Forrester-RPA-2019
Eine weitere Studie zu RPA Robotic Process Automation der Gartner Group aus dem 2020 gibt es hier https://bit.ly/30pEY4c.
Etwas weiter und tiefer geblickt ….
In der Forrester-Studie bleibt einiges offen, so z.B. die konkrete Definition, was RPA ausmacht. Zwar wird erwähnt, dass man sich nun RPA nicht nur für die einfachen Prozesse direkt auf dem Desktop sondern auch komplexere Unternehmensprozesse adressiert, jedoch kommt nicht klar zum Ausdruck, welche innovativen funktionalen Eigenschaften für die Platzierungen relevant sind.
Ursprünglich ging es darum, Arbeitsflüsse von menschlichen Nutzern aufzuzeichnen und bei Bedarf wieder automatisch ablaufen zu lassen. So lassen sich häufig vorkommende Arbeitsschritte kombinieren und auch Übergänge zwischen verschiedenen Anwendungen, ohne diese integrieren und mit Schnittstellen versehen zu müssen, schaffen. Dies kann man als den ursprünglichen, einfachen RPA-Ansatz betrachten.
In der Folgezeit entwickelte sich RPA zum Hype-Begriff. Klassische Workflow- und BPM Business-Process-Management-Anbieter ergänzten ihre Adhoc-Workflow-Funktionen um kleine Automatismen, um so nicht ihren Markt einzubüßen. BPM galt inzwischen als schwerfällig, aufwändig im Design und – nicht mehr sexy. Auch für die ECM-Anbieter mit ihren Prozess-Komponenten wurde RPA so relevant. Große Softwareanbieter begannen sich in dieser zweiten Phase sich ebenfalls mit dem Thema intensiver zu beschäftigen. Hier treten dann auch Unternehmen wie Microsoft, SAP und andere.
Interessant wurde es aber erst mit Ansätzen, die jetzt aus dem Bereich Maschinenlernen, Selbstkonfiguration und Künstliche Intelligenz RPA-Lösungen befruchten – sollen. Vieles ist hier noch ein leeres Versprechen, jedoch gibt es vielversprechende Ansätze beim automatischen Optimieren von Prozessen, bei der zielgerichteten Informationsbereitstellung und der Harmonisierung individueller RPA-Prozesse als zukünftige Unternehmensstandards. Hier werden sich die Anbieter in Kürze in jene mit einfachen Nachmach-Lösungen und solche mit intelligenten, selbstlernenden Lösungen separieren.
Und ein weiterer Trend zeichnet sich ab. Man kann ihn auch „das Einfangen des individuellen RPA Chaos“ bezeichnen. Von einem individuellen Werkzeug zurück in die Kontrolle von Server-basierten Unternehmens-BPM-Lösungen. RPA sozusagen als Vorschlagssystem für neue Workflows im Unternehmen. Ziel ist es, wieder die Kontrolle über die Lösungen zurückzuerhalten. Daher gehen auch große Standardsoftwareanbieter wie SAP selbst in Richtung RPA, um nicht Drittanbietern die Möglichkeit zu geben, die „Herrschaft über die Prozesse an sich zu reißen“.
In jedem Fall bringt RPA Robotic Process Automation das Thema Prozesse erheblich voran, weil es mit RPA einfacher, schneller und fast für jeden Anwender nutzbar gibt, sich durch Automatisierung von Arbeiten Erleichterungen zu verschaffen. RPA bietet viele „Quick Wins“ gegenüber gewachsenen, schwerfälligen Unternehmenslösungen.