Ein Document-Imaging-Pionier schwächelt: Kodak
13. Januar 2012 09:47 Uhr | Dr. Ulrich Kampffmeyer | Permalink
"The failure of Kodak is not due to market changes, competitors or culture but instead a failure of strategy & execution." (Simon Wardley, 12.01.2012). Kodak hat auf vielen Gebieten, besonders des Imaging, Innovatives geleistet. Nun sieht es nach einer Insolvenz für das Traditionsunternehmen aus, es droht "Chapter 11".
Bei Kodak denkt man immer zuerst an Fotografie, Filme und Papierabzüge, dann an Fotoapparate (erinnert sei hier an Steven J. Sasson von Kodak), vielleicht auch an Kopierer, und vielleicht auch an Scanner. Aber Kodak hat gerade im Bereich von Enterprise Content Management einiges bewegt: Softwareprodukte wie Archiv, Viewer, Imaging, Bildverbesserung, Optical Filing und Workflow. Und auch im Bereich der Speicherung gibt es etwas, was in die Geschichtsbücher der Branche gehört: eine eigene ISO-Norm für ein Archiv-Speichersystem!
Nein, ich meine hier nicht die KODAK Photo-CD oder die spätere Picture-CD.
Wer erinnert sich noch an die 14" WORM-Disk von Kodak?
Hierfür ist es KODAK sogar gelungen eine ISO-Norm duchzusetzen – die allerdings nur von einem einzigen Produkt erfüllt wurde, von Kodak selbst! Man sprach damals in der Branche von der "Lex Kodak". Es geht um die ISO 10885 "Information technology — 356 mm optical disk cartridge for information interchange — Write once" aus dem Jahr 1993 (für die man auch heute noch über 200 € bei der ISO berappen muss …). 1995 hieß es in der Kodak-Werbung "The KODAK Optical Disk System 2000 Automatic Disk Library supports ISO 10885 standard media, maintaining backward read/write compatibility with all KODAK 14-inch Media, including 14.8 GB media, 10.2 GB media, and 6.8 GB media (read only)". Klein war die Jukebox auch gerade nicht, heute passt die Kapazität eines Mediums locker auf einen SD-Chip für 15 € und die Kapazität einer Jukebox gibt es für 100 € als Harddisk. Die Zeiten der 14" Optical Disk sind nun schon lange vorbei, obwohl es für die Medien damals eine 40jährige Lesbarkeits- und Verfügbarkeitsgarantie gab. Kaum ein Museum hat sich die alte, gute 14" Platte gesichert. Aber vielleicht schenkt KODAK ja vor dem Zuschliessen der Firma solche Sachen mal an ein Museum weg.
In unserer Branche wird man sich noch weiter an die Kodak-Scanner erinnern. Bei Otto Normalbürger wird an Kodak vielleicht nur die Erinnerung bleiben, dass einer der Pioniere der Fotografie und des Imaging es nicht geschafft hat, sich auf einen veränderten, "digitalen" Markt einzustellen.
Kodak stellt Insolvenzantrag
Kodak stellt am 19.01.2012 den erwarteten Insolvenz-Antrag nach Chapter 11: http://www.wallstreet-online.de/nachricht/4353282-kodak-flieht-glaeubigerschutz . Auch die Versuche, ein Paket mit 1.100 Patenten zu verkaufen oder sich über die City Bank neu zu finanzieren sind gescheitert. Welche Auswirkungen dies für den Imaging-/ECM-Bereich mit Scanner- und Druckergeschäft haben wird, ist noch nicht abzusehen.
Ein Brief von KODAK
Sehr geehrter Herr Dr. Kampffmeyer,
wie Sie vielleicht wissen, hat sich Eastman Kodak Company samt ihren US-amerikanischen Tochtergesellschaften freiwillig für eine Umstrukturierung nach dem Chapter 11 – Insolvenzverfahren in den USA angemeldet.
Nur Kodak und ihre US-amerikanischen Tochtergesellschaften nehmen an diesem Umstrukturierungsprozess teil. Tochtergesellschaften außerhalb der USA sind nicht von diesem Verfahren betroffen.
Zudem ist es mir wichtig Ihnen mitzuteilen, dass wir Sie während dieses Verfahrens wie bisher betreuen werden.
Ein Brief mit zusätzlichen Informationen von Kodak CEO Antonio Perez, sowie Kodaks Presseerklärung bezüglich des Chapter 11 – Insolvenzverfahrens in den USA, erhalten Sie anbei.
Weitere Informationen zu Kodaks Umstrukturierung finden Sie unter: http://www.kodaktransforms.com.
Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Treue und anhaltende Geschäftstätigkeit.
Mit freundlichen Grüßen
K O D A K GmbH
G… W….
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Brother will Scanner-Bereich von Kodak übernehmen
Vor einem Jahr hieß es bei Kodak noch, die Imaging-/Scanner-Sparte bleibt beim Unternehmen. Nun sieht es so aus, dass Brother sich diesen Teil des insolventen Unternehmens einverleibt (Handelsblatt am 15.04. 2013 http://bit.ly/Kodak-Brother). Brother will die Scanner-Sparte nebst Software und Dienstleistungen für ca. 210 Millionen US$ übernehmen. Es handelt sich um ein sogenanntes " Stalking Horse" Angebot, d.h. erst muss das Insolvenzgericht zustimmen und vielleicht bietet ja jemand bis Juni 2013 noch mehr (was unwahrscheinlich ist)?. Damit endet eine Ära im Dokumentenmanagement. KODAK war einer der Pioniere im Imaging-Bereich, konnte sich aber mit seinen Software-Zuklufen in den 90er Jahren nicht mehr richtig am Markt positionieren.
DICOM: Statement zu KODAK Dokumentenscannern
Dicom (http://www.dicom.com/de/) hat auf Grund der Mitteilungen udn Geschäftsentwicklung von KODAK ein Statement veröffentlicht und sich klar zu den KODAK-Produkten bekannt (Pressenotiz http://bit.ly/RXEE50 ):
"DICOM International, der führende Value Added Distributor für Hardware- und Software-Lösungen zur Dokumentenerfassung in EMEA, bekräftigte heute, dass die vor kurzem erfolgte Ankündigung Kodaks über den geplanten Verkauf seiner Personalised Imaging und Document Imaging Geschäftsbereiche keinerlei Auswirkungen auf das laufende und zukünftige Geschäft des Distributors mit Kodak Produkten haben wird.
Unabhängig von der weiteren Entwicklung des angestoßenen Verkaufsprozesses betrachtet sich DICOM nach wie vor als Kodaks wichtigsten Geschäftspartner in EMEA und wird seine Reseller sowie deren Kunden mit seiner eigenen, internationalen Serviceorganisation auch künftig beim Verkauf, der Wartung und dem Einsatz von Kodak Dokumentenscannern voll unterstützen."
Mit KODAK verlässt einer der Imaging-Pioniere die Bühne. Nicht nur mit Scannern hatte KODAK Marktstandards gesetzt sondern hatte ind er Vergangenheit auch versucht sich mit verschiedenen Imaging-, Archivierungs- und Workflow-Produkten zu positionieren. Wie es nach dem Verkauf der entsprechenden Document-Imaging-Division von Kodak weitergeht, auch beid en Dokumentenscannern, ist trotz des Bekenntnisses von DICOM offen.