Veränderungen im Markt für Enterprise Content Management

8. September 2011 12:50 Uhr  |  Dr. Ulrich Kampffmeyer  |  Permalink


In jüngster Zeit gab es wieder eine Reihe von Aufkäufen, Übernahmen und Zusammenschlüssen von Unternehmen, die Auswirkungen auf den Markt für ECM Enterprise Content Management haben. Wenn wir denn dieses Segment der ITK-Marktes weiterhin mit ECM bezeichnen wollen (und nicht mit Social Business, Enterprise Information Management oder Social Content Management).

Lexmark hat den Softwareanbieter Perceptive gekauft. Allerdings gibt es bis heute noch keine sichtbare Strategie, was Lexmark in diesem Marktsegment bewirken will.
CISCO hat den jungen Startup Versly übernommen, um das Angebot für Collaborationsfunktionalirtät auszubauen.
IBM übernimmt nahezu jeden Tag irgendeine Firma und da war in den letzten Monaten auch das eine oder andere Unternehmen dabei, das man dem weiteren ECM-Umfeld zurechnen kann.
HP bewegt sich gerade in das Betätigungsfeld von IBM mit einer "Drei-S-Strategie" hinein: Software, Solutions (Lösungen) und Services. Wie allerdings die jüngst von HP übernommene Autonomy sich in das Gesamtportfolio einfügt, muss man auch angesichts anderer HP-Lösungen wie Tower oder dem Partnerangebot im Bereich Archivierung abwarten.  
Oracle ist bereits mit Stellent im ECM-Markt positioniert und nur die Wenigsten haben bemerkt, dass Oracle durch seine verschiedenen Zukäufe einer der wichtigsten Lieferanten für Imaging-Viewer geworden ist.
Bereits vor 9 Monaten hat Adobe den Anbieter Day übernommen übernommen und ist dabei das Portfolio für Dokumentenverabreitung und Dokumenten-Outputmanagement mit Server-Lösungen zu vervollständigen.
Und nun hat auch Opentext wieder etwas dazugekauft. Mit Operitel wird das Angebot im Umfeld E-Learning und für Sharepoint-Lösungen ausgebaut.
Die Kauflust ist im IT-Markt trotz Finanzkrise ungebrochen!

Einige nennen diese Entwicklung Markt-Konsolidierung. Andere sehen eher einen weitergefassten Paradigmenwechsel, der durch andere IT- und Kommunikation-Industrie-Strömungen wie Mobile, Cloud, Ubiquituous Computing, Enterprise 2.0, Social Software, Enterprise Search usw.

Interessant ist, dass die wichtigsten Unternehmen in der rechts oben "führenden" Ecke des bekannten Gartner Magic Quadrants für ECM fast alles große Anbieter von Hardware, Standard-Software und/oder Dienstleistungen sind: IBM, EMC, Oracle, Microsoft, HP usw. – alles Generalisten (die Veränderung des Marktes lässt sich sehr gut über einen Vergleich der Gartner Quadrantend er letzten Jahre nachvollziehen: 2004, 2005, 2006, 2007, 2008, 2009, 2010). ECM ist nur ein kleiner Anteila m Gesamtgeschäft und – blickt man auf EMC zum Beispiel – dann ist dieser Anteil sogar teilweise rückläufig im Vergleich zum Gesamtumsatz. Anders ist dies bei Microsoft, die mit Sharepoint den Markt für ECM aufmischen und immer mehr ECM-Funktionalität integrieren. Für viele Anwender ist die Grundfunktionalität des Sharepoint bereits für zahlreiche Anwendungsfälle ausreichend.  Es gibt nur zwei, vielleicht drei oder vier, traditionelle ECM-Software-Spezialisten, die sich noch im begehrten rechten oberen "Leaders"-Quadranten befinden oder in diese hineinbewegen können. Hierzu gehören OpenText und Hyland. Diese eher mittelständsichen reinen ECM-Softwarespezialisten ergänzen ihre Portfolios zur Zeit mit Lösungen für E-Learning, Langzeitarchivierung, CRM, Wissensmanagement, Business Intelligence, Social Media, Product Lifecycle Management, Digital Asset Management und anderen an ECM angrenzenden Lösungen. Aber auch diese Unternehmen könnten längst auf den Einkaufslisten der großen ITK- und Web-Konzerne stehen. Der große Rest der ECM-Spezialanbieter verharrt im linken unteren Quadranten. Dabei handelt es sich hauptsächlich um größere und kleinere mittelständische Unternehmen, die sich zwischen den Konzepten des Softwarelizenz-Vertriebes über Partner und der eigenständigen Abwicklung von Projekten abstrampeln. Diese Unternehmen bekommen immer mehr Druck von allen Seiten und daher gibt es auch hier das eine oder andere Unternehmen, das gekauft werden wird, oder aufgeben muss.

Die Konzentration in zwei fest umrissene Gruppen – die großen Weltfirmen mit ECM-Grundfunktionalität wie auch volsltändigen ECM-Suiten – und die mittelständischen ECM-Software-Spezialisten – zeigt auch einen anderen Trend auf: Innovation ist nicht länger ein ECM-Thema. Innovation findet in anderen Marktsegmenten statt. Diese Innovationen werden nur mit Verzögerung und nur teilweise von den traditionellen ECM-Anbietrern aufgegriffen. Und es gibt Newcomer im Markt, die niemals zuvor im ECM-Umfeld tätig oder sichtbar waren. Dies zeigt sich besonders, wenn man auf die Gartner Magic Quadrant für Social Media und Social Software blickt (2009, 2010, 2011) – viele neue Namen im Quadranten, aber kaum jemand aus dem ECM-Umfeld.  

Das Jahr 2011 ist das Jahr des großen Paradigmenwechsels für Enterprise Content Management! Das Jahr des Wandels von ECM Enterprise Content Management zu … ja, das ist die Frage aller Fragen – wozu oder wohin!

Vielleicht hat ja Atle Skjekkeland bei seinen Keynotes für die AIIM auf der DMSEXPO hierzu die eine oder andere Idee!

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Dr. Ulrich Kampffmeyer

Curriculum auf Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Kampffmeyer

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