ECM 2.0

16. September 2007 22:00 Uhr  |  PROJECT CONSULT Webmaster  |  Permalink


Wer hat damit angefangen – mit ECM 2.0?
Müssen wir auch an das schon schwierige Akronym ECM noch diesen Hype „2.0“ dranhängen?
Das Kürzel „2.0“ steht heute einfach für „neu“, „modern“, „zukunftsweisend“. Begonnen hat es mit der „Web 2.0“ Konferenz von O`Reilly. Web 2.0 steht weniger für neue Technologien sondern verbindet sich mit neuen Kommunikationsformen und einem veränderten Benutzerverhalten: Blogs, Social Communities, Wikis, Content Syndication, RSS-Feeds, User-generated-Content, Folksonomy, Voting, Collaboration, Foren und neuen Ansätzen von E-Business. Will man doch aus technischer Sicht auf Web 2.0 blicken, dann verbirgt sich dahinter eine Kombination aus Technologien, die bereits Ende der 1990er Jahre entwickelt wurden, z.B. Web-Service APIs, Ajax und Abonnement-Dienste wie RSS. In neuerer Zeit wurde das Technologieportfolio um Anwendungen wie Blogs, Wikis und Foren ergänzt. Eine wichtige Veränderung die sich hinter Web 2.0 verbirgt ist, dass nicht mehr die Programme auf dem Rechner zählen, sondern das Internet selbst die Anwendung wird. Man kann bezogen auf Web 2.0 sagen, dass es auch eine gesellschaftliche Veränderung mit sich bringt. Verlassen wir jedoch die Diskussion um Web 2.0 – längst ist sie um Web 3.0 und Folgeversionen entbrannt, und wenden uns dem eher bodenständigen Thema Enterprise Content Management zu.
Der publikumswirksame Slogan 2.0 wurde inzwischen von vielen adaptiert – Enterprise 2.0, Freundin 2.0, Handy 2.0, CRM 2.0 usw. usw. Offenbar bleibt nichts von diesem Slogan verschont – auch ECM nicht. Zuerst war es wohl EMC Documentum im Mai 2007 bei der Ankündigung der neuen Produktversion D6. In Deutschland war es Saperion mit der Ankündigung des SAPERIONcongress 2007, bei dem, dem Autor die Interpretation von ECM 2.0 als Vortragsthema zugedacht wurde (http://www.slideshare.net).
Stellt sich die Frage – was macht ECM 2.0 aus, oder besser, was könnte ECM 2.0 ausmachen. Bei aller Liebe, bezogen auf ECM Suiten gibt es noch nicht einmal vollständige Produkte, die alles abdecken. In erster Linie setzen die traditionellen ECM-Anbieter auf neue Oberflächen – AJAX lässt grüßen – und auf die Einbindung von Web-2.0-Technologien. Hierzu gehören in erster Linie die Einbindung von Wikis, Blogs, Foren, Community-Funktionen, Mashups und RSS-Feeds. Wurde die Entwicklung zunächst von den Firmen getrieben, die aus dem WCM-Umfeld in den ECM-Markt drängten, so setzen inzwischen auch die großen Standard-ECM-Softwareanbieter wie EMC, IBM und andere auf diesen Trend. Zur Zeit geschieht dies allerdings nur sehr oberflächlich. Wer hat sich z.B. schon einmal Gedanken gemacht, wie die Inhalte von Wikis langfristig zu archivieren sind, was mit dem Debris von RSS-Feeds passiert. Unter dem Slogan Enterprise 2.0 halten Web 2.0-Ansätze inzwischen Einzug in die Unternehmenssoftware und besonders in die Intranets. Also muss man beim Thema ECM nachziehen und das nennt man dann passend ECM 2.0.
Viel wichtiger erscheint die Frage – kann ECM einen eigenständigen Beitrag jenseits von Web-2.0-Funktions¬integration liefern. Die Antwort ist ja. Erstes Beispiel: alle leiden unter der E-Mail-Flut. ECM 2.0 mit Business Process Management in Kombination mit Wikis, Blogs, Online-Chat oder RSS (die Betonung liegt auf ODER, man sollte zu viele parallele Informationskanäle vermeiden) kann E-Mail in den Unternehmen und in Extra-Nets weitgehend überflüssig machen. Man löst so auch das Problem der E-Mail-Archivierung durch zentral verwaltete Repositories, handelt sich jedoch neue Datenverwaltungsprobleme ein. Zweites Beispiel: die Renaissance des Wissensmanagements durch Community-Software verbunden mit Wikis, zentralen Informationsrepositories und Foren. Mit einfachen Mitteln und getrieben durch den Anwender können so Wissensbasen einfacher als in der Vergangenheit aufgebaut werden. Beispiel Drei: Klassifikation zusammen mit Folksonomy, Voting und Tagging erlaubt neue Wege der Erschließung und Navigation durch Informationsbestände jenseits herkömmlicher Taxonomien und Indizierung mit Metadaten. In Zusammenhang mit semantischen Netzen und intelligenter automatischer Klassifikation geht hier der Zug bereits in Richtung 3.0 ab. Es werden sich noch zahlreiche andere Anwendungsgebiete finden lassen, jedoch muss die Frage erlaubt sein, ob sich ECM durch das Anhängen von „2.0“ nicht der notwendigen Seriosität beraubt und versäumt, ein eigenständiges Profil aufzubauen. Zu einfach ist es, sich das Kürzel einfach anzuhängen. Vielmehr sollte die ECM-Branche beginnen, den Nutzen für die professionellen Anwender in den Unternehmen jenseits des Web-2.0-Hypes (und des aufkeimenden Enterprise-2.0-Hypes) aufzuzeigen. Hier ist seitens der Produktentwicklung und des Marketings gleichermaßen noch viel zu tun. (Kff)

PROJECT CONSULT Newsletter 20070917

5 Kommentare zu “ECM 2.0

  • Sprechen wir doch mal über fehlende Innovationen in ECM-Software und nicht über Akronyme
    23. Juli 2020 um 12:19
    Permalink

    Wann ziehen Innovationen in die ECM-Software ein. Es ist zum Herz erweichen, was die hochgelebten Anbieter technologisch und organisatorisch so bieten: Konstrukte aus den 80ger und 90ger Jahren des letzten Jahrhunderts des letzten Jahrtausends. Wir stecken Papierbögen – inzwischen als PDF – in einen Ordner. Wieso müssen #Bauunternehmen den Anbietern erst einmal mühevoll erklären, wie eine Akte funktioniert?
    So geht es (Kurzfasssung) https://roesch-unternehmensberatung.de/digitalisierung-will-die-elektronische-akte/ oder ausführlich https://roesch-unternehmensberatung.de/portfolio-item/die-innovation-der-elektronischen-akte/
    Ich warte gespannt auf die Zukunft!
    Peter rösch

    Antwort
    • Vor 13 Jahren ...
      23. Juli 2020 um 14:47
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      Lieber Kollege Rösch, den Beitrag, den Sie kommentiert haben, stammt aus dem Jahr 2007. Es spricht niemand mehr über ECM 2.0. Status Quo ist das ganzheitliche Informationsmanagement. Hier hat es in den vergangenen Jahren auch die Übernahme von Innovationen in die Lösungen gegeben. Und eine Akte in einem Informationsmanagementsystem ist auch nur eine Visualisierung auf Basis von Metadaten, eine virtuelle Akte, die eine strukturierte Ansicht wie eine bisherige Akte nachbilden kann – aber nicht muss. Die Nutzungsmodelle für Information ändern sich und die Akte ist ein Relikt aus papierorientierten Zeiten.
      ECM 2.0 aus 2007: http://bit.ly/ECM2Null

      Antwort
  • Relikte sind heute real erlebbar
    23. Juli 2020 um 15:12
    Permalink

    Tja, Herr Dr. Kampffmeyer, eine Akte ist eine Visualisierung auf Basis von Metadaten. Leider ist aber die Realität heute, dass die Systeme das nicht so können, wie es sein sollte. Gerade in den letzten Tagen stecken wir wieder in einem Relaunch zweiter Implementierungen (ELO, Opentext enaio) fest, die das Thema Metadaten nicht beherrschen.

    Antwort
    • Relikte ...
      23. Juli 2020 um 16:13
      Permalink

      (a) OS enaio oder Opentext ? Passt nicht zusammen
      (b) „Virtuelle Akte“ 2007 http://bit.ly/e_Akte
      … aber schließlich ist kein Anbieter verpflichtet, das so umzusetzen, wie es sich ein Berater mal ausgedacht hat 😉

      Antwort
  • Optimal Systems ist richtig ---
    23. Juli 2020 um 17:52
    Permalink

    (a) Ja, das ist Optimal Systems. Danke für die Korrektur.
    (b) Das ist (leider) so. Doch zeigt es eben, dass die Hersteller eben gerade noch nicht im neuen Jahrtausend angekommen sind. Die Logik der Verwendung von Attributen oder gar die Mehrfachattributierung (auch Mehrfachattribuierung) – und das ist nur ein Beispiel – ist unvollständig ausgeprägt.
    Deshalb erlaube ich mir auch immer, die klare und vollständige Beschreibung „Virtuelle Akte“ 2007 http://bit.ly/e_Akte zu übergeben.

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