Intelligent Information Management

14. November 2017 09:29 Uhr  |  Dr. Ulrich Kampffmeyer  |  Permalink


Nun gut, wir wissen nicht genau, was menschliche Intelligenz ausmacht. Objektive Maßstäbe fehlen. Blickt man in die Welt, in Politik, Zusammenleben und Wirtschaft, dann fragt man sich sowieso, wo ist die menschliche Intelligenz? Aktuell ist Künstliche Intelligenz (KI) das Schlagwort aller Gazetten. Auch hier muss man sich fragen, wie man den Begriff „intelligent“ auf Software und Maschinen übertragen will. Letztlich funktioniert Software ganz anders als das menschliche Gehirn, besonders was das Vergessen, die Anzahl der Transaktionen, die Berücksichtung aller berechenbaren Alternativen, die nachvollziehbaren Ergebnisse, die Geschwindigkeit, die Menge auswertbarer Information usw. berücksichtigt. Intelligent ist beim Menschen etwas anderes als bei der Maschine, auch wenn man immer noch Maschinen und Software nach dem „Bild“ des Menschen, seinen Eigenschaften und Verhalten, konstruiert (dies ändert sich gerade mit selbstlernenden Artificial Intelligence Systemen).


Intelligent Information Management ist das, was wir mit Information tun, und keine Technologie!


Intelligent Information Management

Der Begriffsbestandteil „intelligent“ hält nun auch Einzug in die Information-Management-Branche. Der internationale Branchenverband für ECM Enterprise Content Management, AIIM Association for Image & Information Management international, will sich in Association for Intelligent Information Management umbenennen. Die Diskussion um die Neufokussierung des Verbandes läuft bereits sehr lange, da es ECM nicht geschafft hat, sich als Fachbegriff und Identifikation einer Branche am Markt dauerhaft zu etablieren. Dies lag auch daran, dass der Begriffsbestandteil „Content“ nicht sehr „sexy“ war und zu dem sehr nah am Begriff des Web Content Management nicht treffend genug ist. Die ECM-Branche ist bereits seit Jahren mit dem Begriff ECM „unglücklich“ und hat versucht ihn weiterzuentwickeln. Analysten wie Gartner und Forrester hatten dann versucht ECM Enterprise Content Management auf „Content Services“ zu reduzieren. Dies fachte die Diskussion neu an, ob man nun mit EIM Enterprise Information Management, Content Services oder etwas anderem als neuem Branchen-Leitmotto weitermachen soll. Bereits im Sommer näherte sich AIIM dem Begriff Intelligent Information Management an, da er die Möglichkeit bietet, das Akronym der AIIM unverändert beizubehalten. So schrieb John Mancini:
It took AIIM a while – and you and I have spoken about this many times, but we’ve gotten to “Information Management”!
Congratulations 25 Years PROJECT CONSULT by John Mancini AIIM

John Mancini, AIIM, unternimmt in einem Vortrag bei M-Files einen Versuch um „Intelligent“ für „Intelligent Information Management“ zu definieren:
„intelligent means that the business need information management tools that are 1) easy to use, 2)  usable without a lot of IT involvement; and 3) easy to integrate in their day-to-day processes.“ 
John Mancini Intelligent Information Management

Das war im April und einige Anbieter haben schon damals versucht, das Thema Intelligent Information Management für sich zu reklamieren (zuerst wohl in größerem Stil Kodak in 2014). Also wenig Neues und manches dürfte dann nur ein neues Etikett für vorhandene Lösungen sein. Es geht aber darum, mehr als nur einen Schritt vorwärts zu machen.

In seinem Whitepaper „The Next Wave: Moving from ECM to Intelligent Information Management“ im Mai 2017 wird John Mancini, AIIM, konkreter. Er entwirft hier eine „Roadmap“, in der bisherige ECM-Komponenten neu zugeordnet werden:
AIIM Roadmap From ECM to Intelligent Information Management

Aber auch dieser Ansatz ist unzureichend und schon gar nicht konsistent, wie wir an anderer Stelle gezeigt haben. Die wesentlichen Ideen von ECM – Strategien und Methoden – gehen ebenso wie die wichtigen „Manage“-Komponenten dabei unter. Stattdessen tauchen neue Schlagworte auf und werden nicht immer stimmig den neuen Überschriften „Create, „Capture“, „Automate“, „Deliver“, „Preserve“ und „Analyse“ untergeordnet. 

Atle Skjekkeland, AIIM, definiert in einem Vortrag im Oktober 2017 eine weitere, seine Sicht auf IIM Intelligent Information Management:

AIIM New Approach for Intelligent Information Management
„Intelligent Information Management
– Understanding and anticipating internal and external customer expectations
– Digitalizing the core infrastructure
– Rationalizing and modernizing the information infrstructure
– Automating compliance and governance
– Levaraging analytics and machine learning.“

Auch das ist zu kurz gesprungen und greift nur einige Schlagworte und Aspekte des Information Management auf. Als Definition reicht dies nicht aus. Das ist noch nicht das Banner, unter dem sich die Branche neu versammeln kann. 

Nur Information Management?

Es macht Sinn, nur noch von Information Management zu sprechen! Bisherige Definitionen von „Systemkategorien“ wie Document Management, Image Management, Media Asset Management, Content Management usw. orientierten sich an den Objekten, die es zu veralten und zu erschließen gilt. Dies führte zur Bildung von Informationssilos. Die Trennung von „uncoded information“ (NCI) und „coded Information“ (CI) ist längst überwunden, da Information entsprechend ihrem Wert, Rechtscharakter und Inhalt übergreifend und zusammenhängend erschlossen werden muss. Mit den bisherigen Ansätzen springen wir zu kurz. Es geht nicht mehr nur um „Dokumente“ oder „Prozesse“, es geht um alle Informationen. Ohne diesem Ansatz wird aus den hehren Schlagworten „Digitalisierung“, „IoT“, Büro 4.0″ usw. nichts. Bisherige monolithische Strukturen der Informationsverwaltung müssen sich ebenso wie die Produkte, die diese verwalten, ändern. Dies nur auf „Services“ technischer Infrastruktur zurückzubilden – wie dies Gartner und andere tuen – langt nicht. Information Management als Strategie, als Set von Methoden, als ganzheitlicher Ansatz, darf nicht als Dienst im Untergrund der Systeme verschwinden. Information Management ist eine Management-Aufgabe auf Management-Ebene in den Organisationen und muss entsprechend in das Bewußtsein, in die Aufmerksamkeit gerückt werden. Wir sind zu 100% von der Verfügbarkeit und Richtigkeit elektronischer Information abhängig. Dies muss allen Beteiligten klar gemacht werden. Information Management erfordert höchste Priorität wenn man die digitale Transformation ernst nimmt. Digitalisierung ohne effizientes Informationsmanagement funktioniert nicht!

So gesehen ist Intelligent Information Management ein Schritt nach vorn – weg von ECM Enterprise Content Management und nicht in die Sackgasse der Content Services. Intelligent Information Management öffnet den Weg in die Zukunft mit selbstlernenden Softwaresystemen der künstlichen Intelligenz. Es zeigt, dass Software zum Partner, ja zum Kollegen, wird, mit dem man zukünftig zusammen arbeitet und zusammen lebt. Die AIIM wie auch die Anbieter gewinnen so wieder Anschluss an die zukünftigen Trends der Information- & Telekommunikation (ITK). Wir überwinden so auch die Grenzen des Denkens in traditionellen Dokumenten und öffnen uns der Idee, dass ein Dokument nur durch seinen Inhalt, Rechtscharakter und Wert definiert ist – und nicht durch sein Format. Es geht um elektronische Information in beliebiger Gestalt.

Diesen Weg haben wir bei  PROJECT CONSULT schon vor langer Zeit beschritten. Von ECM zu EIM zu Information Management im Jahr 2008. ECM musste weiterentwickelt werden, um sich in der sich verändernden Information-Management-Landschaft behaupten zu können. Wir sprechen nur noch von Information Management – denn es ging immer nur um die 10 generischen Ansätze:
– Informationsaustausch,
– Informationsnutzung,
– Informationsbereitstellung,
– Informationsschutz,
– Informationsverwaltung,
– Informationsbeherrschung,
– Informationsverteilung,
– Informationsbewertung,
– Informationsbewahrung und
– Informationsentsorgung. 

Alles dreht sich um Information, das „Gold des 21. Jahrhunderts“. Beim Thema „Wert der Information“ kann man dann auch noch auf unsere  „10 Gebote“ aus der Keynote im Jahr 2005 zurückgreifen: 

10 Gebote des Information Management

Eine etwas andere Sicht auf das Information Management – ob nun, intelligent? Das bleibt offen.

Aber uns freut es natürlich, dass nun vom Branchenverband offiziell mit Intelligent Information Management etwas aufgegriffen wird, was wir schon vor 7 Jahren – mehr scherzhaft auf Twitter – in eine Diskussion eingebracht haben: „AIIM – ist das nicht schon seit 40 Jahren das Akronym für Association for Intelligent Information Management? 😉 „.

AIIM Association for Intelligent Information Management

Nun gilt es aber noch, den neuen Begriff „Intelligent Information Management“ mit Leben, das heißt, konkreten Inhalten zu füllen. Er muss vom akademischen „Informationsmanagement“ abgegrenzt werden, da dort der Begriff Information Management universeller und umfassender benutzt wird. Auch sollte man nicht Verarbeitungsanwendungen wie ERP, CRM oder PLM „aufsaugen“, sondern sich auf das Management der Information selbst konzentrieren. Sonst ufert das Thema aus und ermöglicht keine Identifikation von Anbietern wie auch Anwendern. Der Ansatz EIM Enterprise Information Management war schon gut, aber letztlich ist das „E“ für Enterprise überflüssig. Und genauso überflüssig könnte sich das „Intelligent“ erweisen – außer natürlich im Namen der AIIM um das Akronym zu bewahren.

Jenseits des Trends

Und noch etwas sollte man bedenken: die ganzen Diskussionen rund um Akronyme und Trends wie ECM, Content Services etc. werden immer noch aus den USA und der dortigen, englischsprachigen Begriffswelt getrieben. Ob die Begriffe und die Diskussionen Sinn machen wird zu wenig hinterfragt. Europa wie auch Deutschland ist immer ein Anhängsel und reagiert auf diese „Trends“ sehr spät. Nur selten gelingt uns aus Deutschland heraus einen Begriff oder eine Diskussion zu treiben, wie dies mit „Industrie 4.0“ gelang. Aber angesichts all der englischsprachigen Begriffe und der Dominanz der US-amerikanischen Software-, Kommunikations- und IT-Industrie sollte man sich langsam einmal fragen, was so in Indien oder China die Trends im Informationsmanagement sind. Wir leben in einer Blase „westlicher Ideen“. Nun wird man nicht auf chinesische Begriffe setzen wollen, aber eine Rückbesinnung auf deutschsprachige Begriffe wie Dokumentenmanagement helfen auch nicht weiter. Durch die Globalisierung müssen wir uns in Deutschland auch weiterhin mit den internationalen Begrifflichkeiten beschäftigen und noch bestehende „Lücken“ füllen. So wird auch Records Management – ein wesentlicher Bestandteil von ECM Enterprise Content Management – als eigenständige Disziplin und Begrifflichkeit weiterbestehenden, weil hier durch rechtliche Vorgaben ebenso wie bei der revisionssicheren Archivierung (als deutsche Ausprägung des Records Management nebst Aufbewahrung) Funktionalität definiert ist. So wird es auch unterhalb des „Intelligent Information Management“ weitere dedizierte Lösungsangebote geben und ECM ist nicht tot, sondern ist die Infrastruktur des Intelligent Information Management. IIM als neues Akronym ist nur ein neues Dach über bewährte Inhalte, die wir noch aus dem Chaos der Akronymologie befreien müssen.

Willkommen in der neuen Ära des Intelligent Information Management!

Dr. Ulrich Kampffmeyer

Dr. Ulrich Kampffmeyer

Curriculum auf Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Kampffmeyer

7 Kommentare zu “Intelligent Information Management

  • Informationsbeherrschung
    19. November 2017 um 7:01
    Permalink

    Die 10 generischen Ansätze sind ausreichend. Man sollte bloss die „Informationsbeherrschung“ noch erweitern zu InformationsSteuerung und -lenkung (Governance) dann wäre das Programm als Strategie fast perfekt. es fehlt dann nur noch die Umsetzung…das einzige Kriterium der Theorie ist bekanntlich die Praxis, Semantik hin oder her.

    Antwort
  • Informationsbeherrschung = Information Governance
    20. November 2017 um 7:03
    Permalink

    Lieber Jürg,
    Informationsbeherrschung ist Information Governance und schließt daher auch Informationssteuerung und Informationslenkung mit ein. Es sollten halt 10 „generische“ Grundsätze werden 🙂
    – Informationsaustausch,
    – Informationsnutzung,
    – Informationsbereitstellung,
    – Informationsschutz,
    – Informationsverwaltung,
    – Informationsbeherrschung,
    – Informationsverteilung,
    – Informationsbewertung,
    – Informationsbewahrung und
    – Informationsentsorgung. 

    Ansonsten hat man ja immer noch meine „10 Gebote“, die man als Leitlinie verwenden kann 🙂
    Schöne Grüße,
    Uli

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  • IIM Intelligent Information Management
    6. März 2018 um 9:04
    Permalink

    Die neue Vision der AIIM „IIM Intelligent Information Management“ hat mit Whitepapern und einem Webinar nunmehr Gestalt angenommen: der Post im PROJECT CONSULT Blog http://bit.ly/AIIM-IIM-VIsion 

    Lange hat die AIIM in 2017 hin-und-her-laviert … ECM ist tot … Content Services … Systems of Understanding … Digital Workplace … Intelligent Information Management. Nun hat sich die Idee festgesetzt, dass IIM Intelligent Information Management die richtige Ausrichtung für den internationalen Dachverband für Information Management ist. Außerdem passt sich IIM gut in das Akronym des Verbandes ein – statt Association for Information and Image Management nunmehr Association for Intelligent Information Management. Sehr gut!

    Antwort
  • IIM Intelligent Information Management - ein Whitepaper der AIIM
    26. März 2018 um 14:13
    Permalink

    Die AIIM international hat eine Reihe von Whitepaper, Foliensets und Webinaren veröffentlicht, die sich mit der Neuausrichtung des Verbandes und der neuen Vision IIM Intelligent Information Management beschäftigen.

     

    Aus unserem Update Information Management 2018 einige der Folien dazu (die Video-Aufzeichnung mit den gesprochenen Erklärungen folgt dann in Kürze auf Youtube https://www.youtube.com/channel/UC74uVGF-zwVQUPj2a_FX26w):

    AIIM Webinar IIM Intelligent Information Management 2018 im Update Information Management 2018

    AIIM Webinar IIM Intelligent Information Management 2018 Cover

    Update Information Management 2018 - AIIM Intelligent Information Management

    Update Information Management 2018 - AIIM Intelligent Information Management

    Update Information Management 2018 - AIIM Intelligent Information Management

    Update Information Management 2018 - AIIM Intelligent Information Management

    Update Information Management 2018 - AIIM Intelligent Information Management

    Update Information Management 2018 - AIIM Intelligent Information Management

    Update Information Management 2018 - AIIM Intelligent Information Management

     

     

    Antwort
  • IIM und andere Themen des Informationsmanagements
    23. April 2018 um 8:48
    Permalink

    Laut AIIM wird das neue Akronym IIM für Intelligent Information Management bereits gut angenommen.

    AIIM IIM adoption

    Was aus der Befragung aber nicht deutlich wird, ist, dass Menschen mit Branchen-Affinität gefragt wurden. Also Leute, die sich seit Jahren mit ECM, EIM und Information Management beschäftigen. Außerhalb der Blase kommt IIM nicht vor.

    Auch eine andere Befragung einer AIIM-Studie zeigt deutlich, dass immer noch die alten Kernthemen eine wichtige Rolle spielen. 

    AIIM 5 IIM topics with attention

    So erhalten RM (Records Management), Dokument-Klassifizierung und BPM (Business Process Management) hohe Relevanzzahlen in Bezug auf notwendige Aufmerksamkeit und Ressourcen. Dies sind Anwendungsgebiete, wo man sich Erleichterungen durch IIM, AI und Automatisierung verspricht. 

    AIIM Industry Watch „State of Intelligent Information Management“ 2018

    AIIM The State of Intelligent Information Management 2018 Cover

    In der AIIM-Industry-Watch-Studie „The State of Intelligent Information Management – Getting ahead of the Digital Transformation Curve“ vom März 2018 geht es um folgende Themen <Zitat des Inhaltsverzeichnisses gekürzt>:

    • Process used and survey demographics
    • Introduction
    1. Every organization is on – or should be on – a digital transformation joruney. The of this transformation journey is understanding, anticipating, and redefining inetrnal and external customer experiences
    2. Digital transformation effectivness is imperiled by a raising tide of information chaos and confusion. 
    3. The rising tide of information chaos and confusion is creating a demand for new information management practices that extend beyond traditional ECM
    4. How organizations describe these new information management practices is still evolving
    5. AIIM believes that four key intelligent information management practices or methodologies – and an associated set of modular and configurable technology building blocks – are criticial to digital transformation
    6. The secret sauce – information management maturity and digital transformation maturity are directly tied to business effectivness and profitability
    7. Some final thoughts

    Die Einleitung der AIIM-Studie <Zitat>:

    AIIM The State of Intelligent Information Management 2018 Introduction

     

    Man kann dies auch zusammenfassen als „Intelligentes Informationsmanagement ist keine Technologie sondern das was man tut“ und natürlich „Digitale Transformation ohne Informationsmanagement funktioniert nicht.“  

    … und in Deutschland?

    In Deutschland halten sich aber weiter Begriffe wie DMS, Dokumentenmanagement und inzwischen auch ECM für die Lösungen unserer Branche. Von EIM, Content Services oder IIM hört man (noch?) recht wenig. Hier ist noch viel Bedarf an Missionarsarbeit. ECM wurde leider auch in Deutschland immer technologisch-funktional gesehen, nicht als Methoden, Strategien und Tun. Mit dem Begriff „Information Management“ kann man sich hoffentlich von dem technologischem  etwas befreien – wenn den die Branche ihn aufnimmt. In Deutschland wird der Mittelstand mit „DMS“ und „Dokumentenmanagement“ adressiert, nach außen wird weiterhin „ECM“ propagiert und in großen Unternehmen greift man gern im Produktmarketing den Begriff „Content Services“ auf. Eine einheitliche Strategie und Präsenz im Markt ist so nicht zu erzielen. Und das wichtigste, dass es um Strategie, Menschen und Organisation beim Informationsmanagement geht, kommt dabei zu wenig zum Tragen.

    Antwort
  • Immer noch keine Definition für #IIM?
    4. August 2018 um 13:41
    Permalink

    Bei den aktuellen kursierenden Unterlagen der AIIM, warum Intelligent Information Management wichtig, ist, handelt es sich um einen Folienset von John Mancini: http://bit.ly/IIMstate2018. Darin gibt es viele Argumente, warum es sinnvoll ist, nur noch von Information Management zu sprechen. Jedoch fehlt auf der Webseite der AIIM wie auch in anerkannten Publikationen oder einem Buch die griffige Definition, was IIM ausmacht. Scannt man das Internet, Social Media und Nachrichtenkanäle, dann ist ein deutlicher Rückgang des Interesses an Intelligent Information Management als Branchenbegriff zu erkennen. Dies haben wir auch hier im Blog vielfach in der Diskussion rund um ECM und Content Services angemerkt.

    Was macht IIM Intelligent Information Management aus?

    Zur Zeit promoten AIIM und Mancini eine Grafik, die zeigen soll, was IIM Intelligent Information Management ausmacht:

    AIIM IIM Intelligent Information Management Core Building Blocls

    Damit, „Technology Building Blocks“, sind wir aber zugleich wieder in der Falle gelandet, dass sich alles um Technologie und Funktionalität dreht. Das ganze zur „praktischen Anwendung von IIM“ zu erklären, langt da einfach nicht. Information Management ist vor allem Strategie, Methodik, Organisation, Nutzungsmodelle und Informationsbeherrschung.

    In dem Maße wie das Interesse an IIM Intelligent Information Management abebbt gewinnt InfoGov Information Governance deutlich an Fahrt. Informationsbeherrschung anstelle von Informationsmanagement. Im Internet finden sich Diskussionen und Tweets den „Kampf um die begriffliche Meinungshoheit“ illustrieren. Ist Information Governance Bestandteil von Information Management? Ist Information Management nur die taktische, ausführende Komponente von der strategischen Information Governance? Wie ist das Verhältnis zu den akademischen Ausbildungen und den wissenschaftlichen Erkenntnissen von Information Science? Promoter für Information Governance als führender Disziplin ist aktuell die Information Coalition. Auch sie will sich als Meinungsführer der ECM-Branche etablieren und bietet entsprechende Bücher, Definitionen, Tagungen, Schulungen und Berufszertifikate an.

    Information Management oder Information Governance als Leitbegriff?

    Aber auch AIIM nimmt sich des Themas Information Governance an, wie das Schaubild „Information Overload and Automating Governance“ zeigt:

    AIIM Information Overload Automating Governance

    AIIM vermeidet hier den Begriff „Information Governance“ und benutzt stattdessen „Data Governance“. Lässt sich das so einfach auseinander dividieren? Die Diskussionen um einen (neuen) „Leitbegriff“ für die Branche werden aber eine notwendige inhaltliche Auseinandersetzung um die zukünftige Bedeutung von Verbänden wie AIIM, ARMA, Information Coalition usw. nicht versetzen können. Verbände, auch in Deutschland BITKOM, VOI, DGI u.a., haben die Aufgabe, ein klares Bild der Öffentlichkeit zu vermitteln, um ihre Mitglieder zu fördern, Lösungen für aktuelle Probleme verfügbar und Branchen identifzierbar zu machen. Für die Anwender führt die Begriffsvielfalt dazu, dass er sich so kein klares Bild mehr machen kann, wenn nach für prozessuale und geschäftliche Probleme gesucht wird. Die Fragmentierung führt auch zu deutlich weniger Visibilität der Branche selbst.

    Definition von IIM Intelligent Information Management in Wikipedia

    Kommen wir zur Eingangsfrage zurück. Gibt es nun eine „offizielle“ Definition, was IIM Intelligent Information Management ausmacht?

    Es hilft ein Blick in die aktuelle Version des Lemma „Enterprise Content Management“. Dort wurde am 16.11.2017  eingetragen, dass die AIIM den Begriff ECM ausgemustert habe und durch IIM Intelligent Informationen Management ersetzte.

    AIIM Definition IIM Intelligent Information Management Wikipedia No. 2017

    Nun, ist die Definition

    „IIM Intelligent Information Management is the strategies, methods, and tools used to create, capture, automate, deliver, secure, and analyze content and documents related to organizational processes. IIM refers to the management of content and data, not just content itself.“

    ausreichend, den Unterschied zu begründen, um von ECM zu IIM zu gelangen? Versuchen wir es einmal:

    „IIM Intelligentes Informationsmanagement sind die Strategien, Methoden und Werkzeuge um Inhalte und Dokumente in organisatorischen Prozessen zu erzeugen, zu erfassen, zu automatisieren, bereitzustellen, zu sichern und auszuwerten. Dabei geht es bei IIM um die Handhabung, Erschließung und Verwaltung von unstrukturierten Inhalten und strukturierten Daten zusammen.“ 

    Die Definition sieht aus wie die ursprüngliche ECM-Definition – nur etwas aufgebohrt. „Create“, „Secure“, „Analyze“ – das sind neue Begriffe, die bereits in der Diskussion 2017 auftauchten. Management sollte Handhaben, Nutzen, Erschließen und Verwalten beinhalten. „Data AND Content“ – dass ECM schon immer das Ziel hatte, Daten und unstrukturierte Information zusammenzubringen, hatten wir bei PROJECT CONSULT schon in 2008 beim Wandel von ECM zum Thema EIM Enterprise Information Management. Dabei ging es immer schon um die Überwindung der vermeintlichen Lücke zwischen strukturierten Daten und unstrukturierten Dokumenten, bzw. Informationen. „Documents related“ erinnert an unser Document related Technologies, DRT, bei PROJECT CONSULT um die Jahrtausendwende.

    Reicht dies, diese Definition, reicht sie um dem Thema IIM Intelligent Information Management genügend Anerkennung und Durchsetzungskraft zu bescheren?

    Antwort
  • Eine Definition von Intelligent Information Management?
    13. März 2019 um 10:19
    Permalink

    Kevin Craine hat auf der AIIM Webseite http://bit.ly/AIIMdefinitionIIM einen neuen Versuch gestartet, IIM Intelligent Information Management zu definieren. Leider geht dieser Versuch ins Leere, da er nur neue Schlagworte aus dem Analysten-Umfeld als Bestandteile von IIM deklariert. in zahlreichen Beiträgen hatten wir uns hier im PROJECT CONSULT Blog (http://bit.ly/IDrUKff-IIM) versucht dem Thema zu nähern – von der Fortführung der Strategie von ECM bis hin zum universellen Informationsmanagement-Begriff.

    Craine postet auf Twitter AIIM-Nachrichten und schreibt den einen oder anderen Artikel im AIIM-Umfeld. Craine bezieht sich zwar auf den AIIM report „The Next Wave – Moving from ECM to Intelligent Information Management„, sieht allerdings in Intelligent Information Management nur folgende drei Bausteine:

    <Zitat

    „These challenges are creating a demand for new information management practices that extend beyond traditional Enterprise Content Management. We call this Intelligent Information Management (IIM), a roadmap that provides the following key capabilities:

    • CONTENT SERVICES: A flexible and modular approach that utilizes content and information wherever and whenever it is needed, independent of where it is stored.
    • PROCESS SERVICES: Tools that can be delivered with the simplicity of an app, but within a framework that allows the business to remain in control.
    • ANALYTICS SERVICES: Automated tools to prepare all information – both structured and unstructured — for machine learning.“ </Zitat>

    Dazu bringt Craine noch eine Grafik im typischen US-AIIM-Stil:

    AIIM Intelligent Information Management

    Eine knackige, griffige Definition ist das nicht. Sie lässt den interessierten User im Dunkeln undefinierter Fachbegriffe stehen. Letztlich ist nur ein Versuch, die widerstrebenden Interessen von AIIM (IIM Intelligent Information Management) und der Analysten Forrester, Gartner & Co. (Content Services) irgendwie zusammenzubringen. Da es aber bei IIM Intelligent Information Management um den Umgang mit Information geht, um Strategien und Methoden, hilft einen dort der Rückzug auf irgendwelche Software Services und Funktionen nicht. Im Gegenteil. Wir laufen in die gleiche Falle wie bei ECM Enterprise Content Management (http://bit.ly/ECMISTTOT). 

    Diese „Definition“ von #IIM hätte man sich besser sparen können.

    Bei Information Management geht es um Strategie, Methodik, Organisation, Nutzungsmodelle und Informationsbeherrschung. Bei Content Services geht es um Systeme, Funktionalität und Software. Beides passt nicht zusammen. Die neue „Definition“ stellt nur den unzulänglichen Versuch da, die verschiedenen Strömungen in der Branche zumindest begrifflich in ein Bild zu zwängen. Das funktioniert nicht.

    AIIM definierte Intelligent Information Management zunächst wie folgt (Wikipedia 2017 https://en.wikipedia.org/wiki/Enterprise_content_management; John Mancini „The Next Wave: Moving from ECM to Intelligent Information Management“ https://cdn2.hubspot.net/hubfs/332414/AIIM_Blog/Intel-info-Next-Wave-2017-updated.pdf): 

    IIM is defined as the strategies, methods, and tools used to create, capture, automate, deliver, secure, and analyze content and documents related to organizational processes. IIM refers to the management of content AND data, not just content itself.

    Für „Information Management“ gehen wir von der folgenden Definition aus (Dr. Ulrich Kampffmeyer, PROJECT CONSULT 2011):

    Information Management: Ganzheitliche, übergreifende Erschließung, Verwaltung & Nutzbarmachung aller Informationen unabhängig von Inhalt, Typ, Format, Erzeuger, Wert, Anwendung, Ort & Zeit.

    Gern kann man hier auch noch die „Intelligenz“ unterbringen.

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